Mit diesen Apps verringern Sie Lebensmittelverschwendung

Mit diesen Apps verringern Sie Lebensmittelverschwendung

Lebensmittelverschwendung ist ein globales Problem. Rund ein Drittel der weltweit produzierten Nahrungsmittel werden nicht verzehrt. Nicht immer verdirbt das Essen, auch noch essbare Lebensmittel werden aus verschiedenen Gründen massenhaft entsorgt.

Nahrungsmittel gehören nicht in den Müll

Laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft werden allein in Deutschland jährlich 12 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Mit Lebensmittelverschwendung verbinden wir oft Supermärkte, die nicht verkaufte Nahrungsmittel entsorgen. Tatsächlich haben Privathaushalte einen weit größeren Anteil an der Verschwendung: Der Handel entsorgt jährlich circa 500.000 Tonnen Lebensmittel. Das sind vier Prozent der in Deutschland verschwendeten Nahrungsmittel. Während die Gastronomie schon etwa 1,7 Millionen Tonnen an Lebensmittelabfällen, also 14 Prozent, verursacht, sind es bei Privathaushalten sogar 6,1 Millionen Tonnen beziehungsweise 52 Prozent. Hier finden Sie die ganze Statistik des Bundesministeriums.

Diese Verschwendung hat große Auswirkungen auf Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft: In Industrieländern wie Deutschland gibt es ein Überangebot an Nahrungsmittel, während anderswo Menschen hungern. 870 Millionen Menschen haben nicht genug zu essen. Die industrielle Produktion von Lebensmitteln verschlingt dazu Unmengen an Ressourcen. Wenn Essen verschwendet wird, wurden die für die Herstellung benötigten Ressourcen umsonst aufgewendet. Weltweit entsteht so jährlich ein wirtschaftlicher Schaden von vielen Milliarden Dollar.

Jeder Verbraucher kann etwas gegen Lebensmittelverschwendung tun. Dabei können Apps Unterstützung leisten. Sie versuchen mit verschiedenen Ansätzen, Lebensmittelverschwendung zu verringern, indem sie eine Plattform bieten, um übrig Gebliebenes zu verkaufen, zu teilen oder doch noch zu verwerten.

Möglichkeit 1: Übrig gebliebenes Essen retten

Supermärkte, Bäckereien und Restaurants müssen aus hygienischen und wirtschaftlichen Gründen Nahrungsmittel und Gerichte entsorgen, die nicht verkauft wurden. Um das zu verhindern, vernetzen einige Apps die Betreiber mit Verbrauchern, die übrig gebliebenes Essen retten wollen. Das Essen wird dann zu einem wesentlich geringeren Preis verkauft.

Too Good to Go – das Überraschungspaket

Die App Too Good to Go zeigt dem Nutzer Cafés, Restaurants, Supermärkte und Bäckereien in seiner Umgebung an, die Lebensmittel zu einem günstigen Preis abzugeben haben. Hinter der App verbirgt sich ein dänisches Start-up. Die Restaurant- oder Bäckereibesitzer entscheiden oft spontan, was sie über die App anbieten. Das kann eine große Tüte Brötchen sein oder auch ein ganzer Schnitzelteller, wenn ein Kellner zum Beispiel eine falsche Bestellung aufgenommen hat.

Bei Too Good to Go können sich Nutzer in der Regel nicht aussuchen, was sie bekommen. Man kann zwar bei einer Pizzeria erwarten, dass Pizza übrig bleibt, aber es besteht immer ein Überraschungselement bei der Reservierung der Reste. Das Essen kann sofort oder zu bestimmten Zeitpunkten abgeholt werden. Oft bieten Restaurants kurz vor Ladenschluss übrig gebliebene Gerichte an. Gezahlt wird vorab per App, im Laden erhalten Nutzer dann gegen Vorlage des digitalen Kaufbelegs ihre gerettete Mahlzeit.

Manch einer entdeckt so vielleicht sein neues Lieblingsrestaurant, wovon auch die Verkäufer profitieren. Aufgrund der deutlich geringeren Preise empfiehlt sich Too Good to Go ebenso für alle, die wenig Geld in der Tasche haben.

ResQ Club – Essen retten und dabei sparen

Die in Finnland entwickelte App ResQ Club verfolgt ein ähnliches Konzept wie Too Good to Go. Sie zeigt dem Nutzer Angebote in seiner Nähe, die sofort nach In-App-Bezahlung abholbereit sind. Bei den Angeboten handelt es sich um vollständige warme Mahlzeiten, Snacks, Gebäck und gefüllte Taschen mit Allerlei. Bei ResQ Club können Nutzer bestimmte Speisen reservieren – die Überraschung, was gerettet wurde, bleibt hier also unter Umständen aus. Sehr praktisch ist, dass die Ergebnisse in der App nach Essgewohnheiten gefiltert werden können, sodass beispielsweise Vegetarier und Veganer nur entsprechende Angebote sehen.

ResQ Club wirbt damit, dass alle Mahlzeiten mindestens um 50 Prozent reduziert sind. Wer sich das teure Restaurant um die Ecke nie leisten konnte, kommt so vielleicht in den Genuss und rettet nicht nur Essen, sondern spart auch.

eteptete – krumme Dinger

Neben Hygienevorschriften und dem Mindesthaltbarkeitsdatum sorgen auch einige EU-Normen für Lebensmittelverschwendung. Da zum Teil festgelegt ist, wie Obst und Gemüse auszusehen haben, kommt ein großer Teil der Ernte gar nicht erst in die Läden. Ein weiterer Effekt dieser Regelungen ist, dass viele Verbraucher krummes, verwachsenes Obst und Gemüse nicht kaufen wollen, da sie den Anblick von geraden Gurken und Möhren gewohnt sind. Dabei hat die Form von Nahrungsmitteln keinen Einfluss auf den Geschmack.

etepetete möchte Lebensmittel, die nicht unserem Schönheitsideal entsprechen, vor der Entsorgung retten. Das Münchner Unternehmen digitalisiert das altbewährte Konzept der Gemüsekiste. In der App oder auf der Website können sich Nutzer eine Box aussuchen, die sie in selbstgewählten Zeitabständen zugeschickt bekommen. Sie können sich zum Beispiel zwischen einer Obst- und einer Gemüsebox entscheiden. Was genau in die Box kommt, ist allerdings nicht wählbar. Die Nahrungsmittel mit Schönheitsfehler kommen direkt vom Bio-Bauern in die Kiste und werden dem Kunden zugeschickt.

Möglichkeit 2: Übrig Gebliebenes miteinander teilen

Vor dem Wochenendtrip oder der Urlaubsreise müssen wir oft feststellen, dass noch Lebensmittel im Kühlschrank sind, die während unserer Abwesenheit wahrscheinlich verderben. Häufig landen sie dann im Müll. Diesem Problem nehmen sich Foodsharing-Apps an, die uns nicht nur mit unseren direkten Nachbarn verbinden. Die überschüssigen Lebensmittel werden auf diese Weise verteilt, bevor sie schlecht werden.

UXA – unkompliziertes Teilen

Die App UXA funktioniert ähnlich wie Too Good to Go und ResQ Club. In der Hauptansicht finden Nutzer eine Karte, in die Essenkörbe eingetragen sind, die zur Abholung bereitstehen. Über den grünen Anfrage-Button öffnen sie einen Chat, über den sie alle weiteren Details abklären. Der Unterschied zu den bisher erwähnten Apps: Bei UXA machen neben Restaurants, Bäckereien und Supermärkten auch Privatpersonen mit. Jeder kann also seine überflüssigen Nahrungsmittel abgeben. Hinzu kommt: Alle Essenskörbe sind umsonst. Netter Nebeneffekt des Gratis-Essens ist, neue Menschen kennenzulernen. UXA hat noch keinen so großen Bekanntheitsgrad erlangt wie etwa Too Good to Go. In Deutschland ist nur in den Metropolen ein größeres Angebot zu finden. Da solche Apps von ihren Nutzern leben, lohnt sich ein Mitmachen.

Olio – die Nachbarn kennenlernen

Die App Olio möchte vor allem Nachbarn unkompliziert miteinander verbinden. Hier liegt der Fokus generell auf Tauschen und Schenken innerhalb der Nachbarschaft: Neben Essen wird auch Kleidung, Werkzeug oder Kunst angeboten. Nutzer wählen ein Angebot aus einer Listen- oder Kartenansicht aus. Dann wird, ähnlich wie bei UXA, über den integrierten Chat ein Termin zur Abholung ausgemacht. Die App richtet sich nicht nur an Privatpersonen, sondern ebenso an kleine, inhabergeführte Unternehmen. Wie UXA ist auch Olio in Deutschland außerhalb der großen Städte noch nicht sehr verbreitet.

Möglichkeit 3: Resteverwertung

Nicht nur das Retten von Essen ist sinnvoll, auch privat sollten wir weniger verschwenden. Im Supermarkt finden wir viele verlockende Angebote, weshalb wir oft zu viel und unüberlegt einkaufen. Die Lebensmittel lagern dann in der Küche, ohne Verwendung zu finden. In der Folge wird jedes achte Nahrungsmittel, das wir kaufen, weggeworfen. Reste-Apps sollen dabei helfen, vermeintlich übrig Gebliebenes doch noch zu verwerten.

Zu gut für die Tonne – der Reste-Planer

Die App Zu gut für die Tonne wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft entwickelt. Bei der App handelt es sich unter anderem um eine Rezeptdatenbank. Nutzer geben bis zu drei Nahrungsmittel an, die App schlägt entsprechende Rezepte vor. Zu gut für die Tonne enthält mittlerweile rund 700 Reste-Rezepte, darunter Kreationen von Sterne-Köchen. So wird die Resteverwertung zur Erweiterung des eigenen kulinarischen Horizonts.

Die App verfügt außerdem über weitere Features. Mithilfe eines Lexikons informiert sie Nutzer über Haltbarkeit und Lagerung von Lebensmitteln. Der integrierte Einkaufsplaner hilft dabei, Mengen in Zukunft besser einzuschätzen.

Restegourmet – einfache Rezepte mit Resten

Bei der App Restegourmet handelt es sich ebenfalls um eine zutatenbasierte Rückwärtssuche. Der Fokus der App liegt vor allem auf schnellen sowie einfachen Rezepten und ist damit auch in anderen Lebenslagen nützlich, zum Beispiel, wenn der Abstecher in den Supermarkt vergessen wurde. Nutzer geben ein, welche Zutaten ihnen zur Verfügung stehen und bekommen entsprechende Rezepte angezeigt. Dabei gibt es die Möglichkeit, nach vegetarischen oder veganen Rezepten zu filtern oder unliebsame Zutaten auszuschließen.


Teaserbild: © kucherav / stock.adobe.com | Abb. 1: © Syda Productions / stock.adobe.com | Abb. 2: © Christine Kuchem / stock.adobe.com | Abb. 3: © New Africa / stock.adobe.com