Applizieren von Stoffmotiven mit Nähmaschine und Haftvlies

Applizieren von Stoffmotiven mit Nähmaschine und Haftvlies

Das Applizieren von Stoffmotiven ist eine der beliebtesten Methoden, um Kleidung und andere Textilien zu verschönern. Doch gerade Nähanfänger trauen sich die Technik oft nicht zu. Applizieren ist aber nicht nur einfacher, als es aussieht, sondern macht auch Spaß.

Applizieren leicht gemacht

Applizieren ist eine Nähtechnik, mit der Sie Stoffmotive auf Trägerstoffe nähen: Neben dem Sticken, Färben, Bemalen und Bedrucken gehört sie zu den wichtigsten Methoden, Kleidung und andere Stoffstücke zu verzieren. Einfach und schnell funktioniert das Applizieren mit einer Haushaltsnähmaschine und Haftvlies.

Bei Haftvlies handelt es sich um ein doppelseitig klebendes Spezialpapier, das über eine raue Klebeseite und eine glatte, abziehbare Papierseite verfügt, unter der sich eine weitere Klebeschicht befindet. Bügeln Sie die Klebeseite auf einem Stoff auf, schmilzt der Kleber und das Vlies haftet ähnlich wie ein Bügelbild am Trägerstoff. Auf die Papierseite können Sie Motive mit einem Bleistift zeichnen. Das bekannteste Haftvlies in Deutschland ist Vliesofix, es lässt sich aber auch beim Hersteller Prym unter dem Namen Deko-Vlies finden. Für dehnbare Stoffe soll Stretchfix besonders geeignet sein.

Der Vorteil von Haftvlies ist, dass sich der Stoff weder verschiebt noch ausfranst. Das erleichtert das Aufnähen auf das Stoffstück enorm, sodass das Applizieren auch für Anfänger gut durchführbar ist. Wie Sie selbst Ihre ersten Applikationen annähen, erfahren Sie im Folgenden.

Die Vorbereitung

Bevor Sie mit dem Applizieren anfangen können, müssen Sie sich die nötigen Materialien zusammensuchen. Neben einer Nähmaschine und Haftvlies benötigen Sie vor allem ein Wunschmotiv sowie geeigneten Stoff. Achten Sie beim Motiv darauf, dass es mit Ihren Nähkenntnissen machbar ist: Ein kleines, filigranes Motiv übersteigt meist die Fähigkeiten von Unerfahrenen, da sie diese genau umranden müssen.

Baumwollstoffe eignen sich am besten für Anfänger, weil zum einen jede Nähmaschine mit ihnen arbeiten kann und sie zum anderen leicht zu handhaben sind. Jersey, Sweat und andere dehnbare Stoffe hingegen bereiten einfachen Haushaltsnähmaschinen unter Umständen Probleme. Darüber hinaus verziehen sie sich schnell. Bei elastischen Stoffen empfiehlt sich der Einsatz von Stickflies, um dies zu verhindern.

Stoffreste nutzen

Bei den meisten Nähprojekten bleibt Stoff übrig. Diese Stoffreste genügen selten für vollständige Projekte. Für Applikationen hingegen sind sie ideal. Sammeln Sie die Reste etwa in einer kleinen Box, besitzen Sie immer einen Vorrat für zukünftiges Applizieren.

Darüber hinaus benötigen Sie eine Schere, um die Applikation zurechtzuschneiden, ein Bügeleisen, damit das Vlies am Stoff haftet, sowie einen Bleistift, Kreidestift oder selbstlöschenden Trickmarker, um die Motivvorlage zu übertragen. Ebenfalls praktisch ist ein transparentes Applikationsnähfüßchen. Im Gegensatz zum Standardnähfuß ist die Aussparung in der Mitte deutlich größer. Das ermöglicht eine hervorragende Sicht auf das Nähgut, sodass Sie die Naht optimal platzieren können. Zudem erleichtert es das Wenden bei kniffligen Stellen.

Sie benötigen also

  • eine Nähmaschine, optional mit transparentem Applikationsfüßchen,
  • Haftvlies,
  • ein Bügeleisen,
  • eine Motivvorlage,
  • Stoff,
  • eine Schere sowie
  • einen Bleistift, Kreidestift oder Trickmarker.

Applizieren Schritt für Schritt

Das Applizieren von Stoffmotiven erfordert im Groben zwei Vorgänge: das Motiv mit Haftvlies auf den Trägerstoff aufbügeln und dieses im Anschluss mit der Nähmaschine entlang der Kante festnähen. Die Arbeitsschritte erledigen Sie wie folgt:

Schritt 1: Applikation herstellen

Um die Applikation herzustellen, zeichnen Sie das gewählte Motiv auf das Haftvlies. Da dieses sehr dünn ist, können Sie es auf die Motivvorlage legen und mit einem Bleistift abpausen. Buchstaben oder andere Bilder, bei denen die Leserichtung bedeutsam ist, sind zu spiegeln. Einfache Muster wie Blumen, Herzen oder geometrische Formen lassen sich ohne weiteres aufzeichnen. Anschließend schneiden Sie das Muster grob aus und bügeln es mit der rauen Seite auf den Motivstoff. Schneiden Sie nun das Motiv genau aus – schon erhalten Sie die fertige Applikation.

Alternativ können Sie das Motiv auch mit Kreidestift oder Trickmarker auf den Stoff übertragen, ausschneiden und im Anschluss auf das Haftvlies bügeln. In diesem Fall müssen Sie die Bilder nicht spiegeln. Da das Zeichnen auf Stoff allerdings schwieriger ist, eignet es sich weniger für komplizierte Bilder – Buchstaben beispielsweise gelingen jedoch hervorragend.

Schritt 2: Applikation auf den Trägerstoff bügeln

Vor dem Aufbügeln der Applikation entfernen Sie das Trägerpapier, um die zweite Klebeschicht freizugeben. Platzieren Sie das Motiv nun auf die gewünschte Stelle mit der Klebeseite nach unten und bügeln Sie es vorsichtig fest.

Schritt 3: Applikation aufnähen

Jetzt können Sie das Motiv mit der Nähmaschine festnähen. Hierfür eignet sich ein Geradstich mit einer kleinen Stichlänge oder ein Zickzack-Stich. Die Geradstich-Einstellung empfiehlt sich für Stoffe, die nicht ausfransen, Jersey oder Sweat zum Beispiel. Zickzack-Stiche sind die Wahl bei reiner Baumwolle oder anderen Materialien, die zu Fransen neigen. Während Sie beim Geradstich innerhalb der Applikation so nah wie möglich an der Kante nähen, muss die Nadel beim rechten Zickzack-Stich genau an der Kante und beim linken in die Applikation einstechen. Je nachdem, wie auffällig die Naht sein soll, wählen Sie die Stichbreite der Zickzack-Naht: Testen Sie am besten an einem Stoffstück aus, welche Breite Ihnen am meisten zusagt.

Besteht Ihr Motiv aus mehreren übereinandergeschichteten Teilen, etwa weil es unterschiedliche Formen und Farben enthält, ist es ratsam, jede Schicht einzeln aufzubügeln und zu vernähen. Weiterhin ist es sinnvoll, die Nähgeschwindigkeit an die eigenen Fähigkeiten sowie den Schwierigkeitsgrad des Motivs anzupassen: Unerfahrene nähen lieber etwas langsamer, um keine unsauberen Stellen zu riskieren.

„Turned Edge Applique“– eine Alternative

Der Begriff „Turned Edge Applique” stammt aus dem amerikanischen Raum und beschreibt verschiedene Vorgehen, um Stoffmotive ohne sichtbare Schnittkanten zu applizieren. Eine einfache Technik ist das Umfalten der Schnittkanten, bevor Sie das Motiv auf den Stoff bügeln. Für diejenigen, die komplizierte, mehrschichtige Applikationen erstellen möchten, eignet sich das folgende Vorgehen allerdings besser: Sie übertragen die Motivvorlage spiegelverkehrt auf die linke Seite des Stoffs und vernähen diesen rechts auf rechts mit einseitig klebender, dünner Vlieseline. In die Mitte der Vlieseline schneiden Sie ein kleines Kreuz hinein, und zwar so, dass Sie den Motivstoff unbeschadet lassen. An der Stelle können Sie die Applikation wenden. Das Resultat kann einfach aufgebügelt und vernäht werden.