Erste Schritte in der Astrofotografie

Erste Schritte in der Astrofotografie

Für beeindruckende Fotos des Sternenhimmels benötigen Sie weder ein teures Teleskop noch eine Spezialkamera. Eine relativ einfache Fotoausrüstung genügt bereits für Astrofotografie mit künstlerischem Anspruch. Wer Gefallen an dieser nächtlichen Freizeitbeschäftigung findet, kann später immer noch in aufwendige Technik investieren.

Sternenfotos ohne Spezial-Equipment, geht das?

Fotografie gilt als teures Hobby. Wer das nötige Kleingeld hat, kann problemlos hohe fünfstellige Summen in Foto-Equipment investieren. Auch Amateurastronomen geben oft viel Geld aus; gute Teleskope sind nicht billig. Selbstverständlich kann auch die Kombination beider Disziplinen, die Astrofotografie, zum kostspieligen Unterfangen werden. Das muss aber nicht sein. Bereits mit einer einfachen Fotoausrüstung, wie sie fast jeder halbwegs ambitionierte Hobbyfotograf zu Hause hat, lassen sich erstaunliche Bilder des nächtlichen Sternenhimmels einfangen.

Welche Arten der Astrofotografie gibt es?

Wer in die Astrofotografie einsteigt, sollte mit Weitwinkelaufnahmen des Nachthimmels beginnen. Das Foto einer nächtlichen Landschaft, über die sich das glitzernde Band der Milchstraße spannt, übt einen Zauber aus, dem sich kaum ein Betrachter entziehen kann. Für solche Bilder ist zwar eine gute Planung nötig, aber keine spezielle Ausrüstung. Etwas höhere Anforderungen an das Material stellt die Fotografie von Planeten und Objekten unseres eigenen Sonnensystems. Als Königsdisziplin schließlich gilt die Deep-Sky-Fotografie. Wer ferne Galaxien und Nebel ablichten will, braucht nicht nur ein gutes Teleskop, sondern auch eine spezielle Kamera.

Milchstraßenfotos und Astropanoramen

Eine digitale Spiegelreflexkamera, ein lichtstarkes Weitwinkelobjektiv, ein Stativ und einen Fernauslöser: Mehr benötigen Sie nicht, um die Milchstraße abzulichten. Das macht diese Disziplin zum idealen Einstieg in die Astrofotografie. In der Praxis sind solche Fotos allerdings ganz schön aufwendig: Machen Sie sich auf Reisen in entlegene Gegenden mit möglichst wenig Lichtverschmutzung gefasst. Wer Camping mag, ist klar im Vorteil. Wenn alles funktioniert und auch das Wetter mitspielt, erhalten Sie als Lohn für Ihre Mühen einmalige, stimmungsvolle Aufnahmen. So viel Charme wie die Milchstraßenfotografie versprüht keine andere Art der Astrofotografie.

Sonnensystemfotografie

Der Mond und die Planeten unseres eigenen Sonnensystems sind die hellsten Objekte am Nachthimmel. Das macht es relativ einfach, sie zu fotografieren. Während für die Fotografie des Mondes ein starkes Teleobjektiv mitunter schon ausreicht, braucht man für Bilder von Planeten unbedingt ein Teleskop, da sie ohne starke Vergrößerung nur als helle Punkte erscheinen. Auch eine Kamera mit schneller Serienbildfunktion ist sinnvoll: Bei der der Planetenfotografie werden nämlich üblicherweise viele tausend Bilder hintereinander geschossen, aus denen schließlich diejenigen ausgewählt werden, auf denen die Turbulenzen der Atmosphäre am wenigsten Störungen verursachen. Diese Technik nennt man Lucky Imaging.

Deep-Sky-Fotografie

Himmelsobjekte außerhalb der Milchstraße leuchten meist so schwach, dass sie mit bloßem Auge nicht sichtbar sind. Sie zu fotografieren, gilt daher als anspruchsvollste Disziplin der Astrofotografie. Ohne lichtstarke Teleskope und aufwendige Nachführungen (Teleskop-Montierungen, die die Eigenbewegung der Erde ausgleichen und damit Bewegungsunschärfe verhindern) lassen sich ferne Galaxien nicht vernünftig ablichten. Meistens werden für die Deep-Sky-Fotografie auch teure Spezialkameras verwendet. Aber egal, wie viel Geld Sie in Ihr Equipment investieren: Wissenschaftliche Sternwarten oder gar Weltraumteleskope wie das Hubble Space Telescope fotografieren dieselben Motive in deutlich besserer Qualität. Für viele Liebhaber des Kosmos und der Fotografie ist daher die Milchstraßen-Fotografie attraktiver. Bei ihr geht es mehr um individuellen künstlerischen Ausdruck als um technisches Wettrüsten.

Die richtige Ausrüstung für den Einstieg

Einsteiger in die Astrofotografie sollten mit der Milchstraßen-Fotografie beginnen. Damit können Sie herausfinden, ob sie überhaupt Spaß daran haben, ohne viel Geld für Ausrüstung auszugeben. Die meisten Fotografen haben wahrscheinlich schon alles Nötige zu Hause.

Als Kamera genügt für den Einstieg jede halbwegs moderne System- oder Spiegelreflexkamera. Im Idealfall handelt es sich um ein Modell, das auch bei hohen ISO-Werten nur wenig Bildrauschen erzeugt. Eine Vollformat-Kamera ist nicht notwendig, auch moderne APS-C-Sensoren machen sehr gute Bilder.

Als Objektiv eignet sich jedes Weitwinkelobjektiv mit einer Lichtstärke ab 2,8. Einen Autofokus muss das Objektiv nicht haben, da Sie bei der Astrofotografie sowieso manuell fokussieren. Viele Hersteller von Kamerasystemen bieten Weitwinkel im Preisbereich von unter 500 Euro an, die für die ersten Schritte in der Sternenfotografie mehr als ausreichen.

Das Stativ sollte unbedingt stabil stehen, damit die Fotos trotz langer Belichtungszeiten nicht verwackeln. Als Faustregel gilt: Ab etwa 100 Euro erhalten Sie etwas Brauchbares. Billige Stative sind in der Regel nicht stabil genug und ein hochwertiges Stativ funktioniert auch in 20 Jahren noch so gut wie am ersten Tag.

Um das Bild nicht durch den Druck auf den Auslöseknopf zu verwackeln, ist ein Fernauslöser sinnvoll. Aber es geht auch ohne: Viele aktuelle Kameras lassen sich mit dem Smartphone fernsteuern. Als Notlösung können Sie sogar die Selbstauslöser-Funktion Ihrer Kamera verwenden.

Die Planung macht das Bild

Selbstverständlich können Sie einfach spontan Ihre Kamera nehmen, sich auf den Balkon oder in den Garten stellen und ein Foto des nächtlichen Sternenhimmels machen. Das ist perfekt, um sich mit der Aufnahmetechnik vertraut zu machen, aber Sie werden schnell merken, dass die Ergebnisse unbefriedigend sind. Wenn sich Wolken über den Horizont schieben, ist vom Sternehimmel nicht viel zu sehen, die Garage vom Nachbarhaus macht als Vordergrund nicht viel her und die Lichtverschmutzung an Ihrem Wohnort tut ihr Übriges, um das Foto zu ruinieren.

Ein gutes Milchstraßen-Foto will also geplant werden. Zuerst brauchen Sie einen passenden Ort. Großstädte eignen sich nicht, da die vielen künstlichen Lichtquellen den Sternenhimmel überstrahlen. Wo es in Ihrer Region am wenigsten Lichtverschmutzung gibt, können Sie auf der Light Polution Map sehen.

Ideal sind sogenannte Sternenparks. Das sind Regionen, die sich in Zusammenarbeit mit der International Dark Sky Assoziation (IDA) dazu entschieden haben, künstliches Licht so weit wie möglich zu verbannen. Sternenparks in Deutschland sind etwa der Naturpark Westhavelland unweit von Berlin oder der Nationalpark Eifel in Nordrhein-Westfalen. Österreichs einziger Sternenpark ist der Naturpark Attersee-Traunsee im Salzkammergut.

Um einen guten Vordergrund für Ihr Milchstraßen-Foto zu finden, erkunden Sie die Foto-Location am besten tagsüber zu Fuß. Sehen Sie sich die Umgebung genau an und lassen Sie Ihre Fantasie spielen. Ein umgestürzter Baum, ein alter Schuppen, ein interessantes Bergpanorama – vieles kann einen guten Vordergrund für ein Foto des Nachthimmels abgeben.

Wichtig ist auch das Timing. Achten Sie unbedingt auf das Wetter und suchen Sie sich einen Tag mit guten Prognosen aus. Zu einem abgelegenen Foto-Spot zu fahren, nur um dann festzustellen, dass dicke Wolken den Blick auf den Sternenhimmel trüben, kann sehr frustrierend sein. Für die Planung des Bildes ist es zudem sinnvoll, sich vorab zu informieren, zu welcher Uhrzeit die Milchstraße wo am Himmel steht – sonst verschlafen Sie möglicherweise den perfekten Moment. Dabei helfen Sternenkarten-Apps für das Smartphone wie Stellarium, Star Walk oder PhotoPills.

Kameraeinstellungen

Für die Astrofotografie verwenden Sie die Kamera immer im manuellen Modus. Mit dem wenigen Licht, das nachts zur Verfügung steht, kann die Kameraautomatik nicht umgehen. Sie müssen also die Belichtung von Hand einstellen und sollten auch manuell scharfstellen.

Belichtungszeit

Die wichtigste und interessanteste Einstellung ist die Belichtungszeit. Einerseits sind lange Belichtungszeiten gefragt, um das blasse Licht des Nachthimmels einzufangen. Andererseits sollten Sie nicht zu lange belichten, sonst verschwimmen die Sterne aufgrund der Drehung der Erde um die eigene Achse zu Strichen. Wenn Sie Star-Trails fotografieren wollen, ist natürlich genau dieser Effekt gefragt. Dann können Sie einfach verschiedene Belichtungszeiten im Bereich von mehreren Sekunden ausprobieren, bis Sie den gewünschten Effekt erzielen.

Wenn Sie allerdings ein Milchstraßen-Foto haben wollen, auf denen die Sterne alle als Punkte zu sehen sind, dürfen Sie nicht zu lange belichten. Für die Berechnung der maximalen Belichtungszeit gibt es eine einfache Formel: Dividieren Sie 500 durch die Brennweite Ihres Objektivs. Das Ergebnis ist die maximale Belichtungszeit in Sekunden. Bei einer Brennweite von 25 Millimetern beispielsweise stellen Sie folgende Rechnung auf:

500 : 25 = 20

Sie könnten also maximal 20 Sekunden lang belichten. Wenn Sie keine Vollformat-Kamera verwenden, müssen Sie zuerst die Brennweite mit dem Crop-Faktor multiplizieren. Für eine APS-C-Kamera mit einem 25-Millimeter-Objektiv sieht die Rechnung zum Beispiel so aus:

500 : (25 x 1,5) = 13,3

Die maximale Belichtungszeit ist also mit einem Crop-Sensor deutlich kürzer als mit einem Vollformat-Sensor. Um dieselbe Belichtungszeit und denselben Aufnahmewinkel mit einer Crop-Sensor-Kamera zu erhalten, brauchen Sie kürzere Brennweiten.

Blende

Bei der Astrofotografie wird die Blende so weit wie möglich geöffnet, um möglichst viel Licht einzufangen. Ideal wäre somit die maximale Blendenöffnung, die das Objektiv zulässt. In der Praxis erreichen Objektive allerdings mit Offenblende nicht ihre beste Abbildungsleistung, vor allem an den Bildrändern kommt es zu Unschärfe und Verzerrungen.

Oft ist es daher ratsam, nicht mit Offenblende zu fotografieren, sondern die Blende um ein bis zwei Stufen zu schließen. Um den Sweet Spot Ihres Objektivs herauszufinden, können Sie experimentieren. Machen Sie ein paar Fotos mit unterschiedlichen Blendeneinstellungen und sehen Sie sich diese am Rechner in der Vergrößerung genau an. Ab welcher Blendenstufe ist die Bildqualität auch an den Rändern noch akzeptabel? Das ist die Blende, die Sie für Ihre Milchstraßenfotos verwenden sollten.

ISO-Wert

Bei der Sensorempfindlichkeit, dem ISO-Wert, gilt Ähnliches wie für die Blende: Er sollte möglichst hoch eingestellt werden, aber nicht so hoch, dass die Bildqualität darunter leidet. Sinnvoll ist meist ein ISO-Wert von 800 oder 1.600. Welcher Wert ideal ist, hängt von Ihrer Kamera ab. Unterschiedliche Kameras neigen unterschiedlich stark zu Bildrauschen. Machen Sie am besten ein paar Testfotos mit unterschiedlichen ISO-Einstellungen, um herauszufinden, wie hoch Sie mit dem ISO-Wert gehen können, bevor Sie das Bildrauschen stört.

Scharfstellen

Die Sterne sind sehr, sehr weit weg. Das macht das Scharfstellen in der Astrofotografie relativ einfach: Die Unendlich-Einstellung des Objektivs ist immer richtig. Offen bleibt nur die Frage, wie nah Sie an den Vordergrund herangehen können, ohne dass er unscharf wird. Das probieren Sie am besten aus.

Ein kleines Problem gibt es allerdings in der Praxis: Nicht immer ist die Unendlich-Einstellung des Objektivs ganz exakt. Manche Objektive schießen ein wenig darüber hinaus und legen den Brennpunkt in der Unendlich-Einstellung ein kurzes Stückchen hinter die Sensorebene. Falls Sie das Gefühl haben, dass Ihre Sternenfotos nicht ganz so scharf sind, wie sie sein sollten, könnte das die Ursache sein. In diesem Fall hilft es, mit viel Fingerspitzengefühl manuell nachzujustieren. Drehen Sie den Schärfering vorsichtig um ein oder zwei Millimeter und beobachten Sie, ob das Bild schärfer wird. Wiederholen Sie das, bis Sie keinen Zugewinn an Schärfe mehr erkennen können. Wenn Sie den perfekten Punkt gefunden haben, können Sie das Objektiv vorsichtig mit einem Streifen Klebeband fixieren.

Dateiformat

Für Astrofotografie sollten sie immer das unkomprimierte RAW-Format wählen. Damit haben Sie mehr Spielraum bei der Nachbearbeitung. Und nachbearbeitet werden Astrofotos fast immer. In einem RAW-Editor wie Adobe Lightroom, Darktable oder RawTherapee können Sie zum Beispiel Bildrauschen entfernen, die Kontraste verstärken oder mehrere Einzelfotos zu einem Panorama zusammensetzen.

Weißabgleich

Der Weißabgleich ist unkritisch, wenn Sie im RAW-Format arbeiten. Sie können ihn einfach und ohne Qualitätsverluste nachträglich am Computer durchführen. Ideal sind meist Werte zwischen 3.700 und 4.000 Kelvin.

Die Einstellungen auf einen Blick

  • Belichtungszeit: 500 : (Brennweite x Crop-Faktor)
  • Blende: Offenblende oder 1–2 Blendestufen darunter
  • ISO-Wert: Meist 800 oder 1.600
  • Scharfstellen: Auf unendlich oder kurz davor
  • Dateiformat: RAW
  • Weißabgleich: 3.700 bis 4.000 Kelvin, im RAW-Editor anpassen

Inspiration und Ausblick

Die Fotografie von Landschaften mit Sternenhimmel ist ein sehr weites Feld. Sie können sich lange damit beschäftigen und werden viele schöne Fotostunden unter dem nächtlichen Himmel verbringen. Mit etwas Übung gelingen Ihnen auch schnell beachtliche Bilder. Was alles möglich ist, zeigt der Wettbewerb Milky Way Photographer of the Year.

Wenn es Sie aber reizt, einzelne Himmelsobjekte abzulichten, oder Sie sich sowieso Ausrüstung zur Sternenbeobachtung anschaffen wollen, können Sie sich bereits mit einem vergleichsweise günstigen Teleskop, einer einfachen Nachführung und einem Teleskop-Adapter für Ihre Kamera an die Planetenfotografie heranwagen. Mit Software für Lucky Imaging sollten Sie sich ebenfalls vertraut machen.

Wenn Ihnen die Planetenfotografie Spaß macht, können Sie darüber nachdenken, in die weit entfernten Gebiete des Alls vorzudringen und sich der Deep-Sky-Fotografie zu widmen. Das stellt aber nochmals ganz andere Anforderungen an die Technik – im Prinzip konkurrieren Sie auf diesem Gebiet mit professionellen Astronomen, die viel größere Budgets zur Verfügung haben und ihre gesamte Arbeitszeit auf die Erforschung des Weltalls verwenden. Ein schönes und lohnendes Feld ist es trotzdem, denn das All ist groß und voller Wunder.