Was sind ETFs?

Was sind ETFs?

Wer sich im Alter oder für schwierige Lebensabschnitte absichern möchte, kann bereits früh Geld zurücklegen. Bar oder in einem klassischen Sparbuch erzielen Sie aber keinen Gewinn. Um das eigene Geld zu vermehren, lohnen sich Anlagen. Doch worin sollte man das Geld am besten investieren? Für all diejenigen, denen der direkte Aktienhandel oder der Handel mit Kryptowährung zu riskant ist, sind ETFs die bessere Wahl.

Langfristig gewinnbringend investieren

ETFs beziehungsweise „Exchange Traded Funds“ oder „börsengehandelte Indexfonds“ sind eine besondere Art von Investmentfonds, die sich wie Aktien an der Börse handeln lassen. Fonds wiederum sind ein Pool von Anlagen, die eine Depotbank treuhändisch verwaltet. Da es sich um ein Sondervermögen handelt, das ausschließlich den AnlegerInnen gehört, ist es sicher, selbst wenn das Depot eine Insolvenz anmeldet.

ETFs versuchen, einen bestimmten Index wie zum Beispiel den DAX, also den deutschen Aktienindex, so genau wie möglich abzubilden. Ein Aktienindex umfasst eine Ansammlung von Aktien verschiedener Unternehmen und fasst deren Wertentwicklung in einer Kennzahl zusammen. Er spiegelt somit einen bestimmten Markt oder Teilsegmente eines Marktes wider. Die Wertpapiere, die in einem ETF enthalten sind, und deren Gewichtung sind vom nachgebildeten Index abhängig. Wer Anteile an einer ETF kauft, investiert also in alle sich darin befindlichen Unternehmen auf passive Art. Somit ist es nicht nötig, jede Aktie einzeln umfassend zu analysieren.

ETFs unterscheiden sich also stark von klassischen aktiven Investmentfonds, bei denen Fondsmanager die Anlagen verwalten. Sie haben von den AnlegerInnen den Auftrag erhalten, durch das Kaufen und Verkaufen von Wertpapieren an der Börse hohe Gewinne zu erzielen. Ziel ist es, die Wertentwicklung eines gewählten Vergleichsindizes, etwa den DAX, zu übertreffen. Der Vermögensaufbau der AnlegerInnen liegt also in der Hand von ExpertInnen.

Für ETF-AnbieterInnen ist der Aufwand aufgrund der passiven Vorgehensweise gering, was sich auf eine günstige jährliche Gebühr niederschlägt. Während Sie bei ETFs in der Regel weniger als 0,5 Prozent pro Jahr zahlen, liegen die Gebühren für aktive Fonds bei mehr als 1,5 Prozent, teils sogar mehr als 2,0 Prozent.

ETFs lassen sich an der Börse jederzeit direkt kaufen oder verkaufen. Alternativ können AnlegerInnen einen ETF-Sparplan abschließen. Hierbei investieren sie monatlich einen zuvor festgelegten Betrag in einen bestimmten ETF. Oft genügt bereits eine Rate von 25 Euro.

Was sind die Vorteile von ETFs?

Für PrivatanlegerInnen, die langfristig Vermögen aufbauen wollen, sind ETFs besonders praktisch, da es sich um eine passive Investition handelt, die kein spezielles Fachwissen erfordert. Sie müssen sich einzelne Aktien nicht selbst aussuchen und die Börse genau im Auge behalten, um den idealen Zeitpunkt zum Kaufen und Verkaufen zu finden. Bei ETFs lässt sich nämlich die Buy-and-Hold-Strategie wunderbar einsetzen: Nachdem Sie in ein ETF investiert haben, lassen Sie es passiv in Ihrem Wertpapierdepot liegen. Bei Bedarf können Sie das Portfolio über die Jahre erweitern oder anpassen sowie das Wertpapier kostenlos wechseln, wenn die Verwaltungskosten steigen.

Da Sie mit ETFs in hunderte bis tausende Aktien aus verschiedenen Branchen investieren, ist das Risiko gering: Falls einige Unternehmen in Fonds Verluste machen, gibt es mindestens genauso viele, die Gewinne erzielen. Je diverser der ETF gestreut ist, desto geringer ist das Risiko. Da es sich um eine langfristige Investition hat, wirkt sich der Cost-Average-Effekt sogar bei Finanzkrisen aus, sodass Sie insgesamt eine Wertsteigerung erleben. Hierbei spielt auch der Zinseszinseffekt eine Rolle. Das funktioniert etwa so: Einmal pro Jahr erhalten Sie auf Ihre ETF-Anteile Zinsen. Die Zinserträge lassen dann sich mit den Anlagen reinvestieren, sodass sie im Folgejahr ebenfalls verzinst werden. Der Gewinn aus Zinsen steigt also von Jahr zu Jahr.

ETFs sparen also viel Zeit sowie Stress und erzielen hohe Rendite. Zudem sind sie preiswerter als aktive Fonds. Es ist nicht nur möglich, mit kleinen Beträgen von weniger als 25 Euro einzusteigen, sondern die jährlichen Verwaltungskosten sind ohne die Arbeit eines Fondsmanagers ebenfalls geringer. Sie liegen meist bei weniger als 0,5 Prozent. Für aktive Fonds fallen in der Regel mehr als 1,5 Prozent pro Jahr an.

Wer einen ETF-Sparplan abgeschlossen hat und sich die periodischen Einzahlungen zwischenzeitlich nicht leisten kann, ist dazu in der Lage, den Plan zu pausieren und wieder aufzunehmen, wenn die finanzielle Situation besser ist.

Wenn die finanzielle Lage ohnehin nicht so gut ist und Sie in absehbarer Zeit auf Rücklagen zurückgreifen müssen, sind ETFs nicht sinnvoll. Weiterhin sind ETFs für kurze oder mittelfristige Sparperioden bis zu zehn Jahre nicht ratsam, also zum Beispiel, wenn Sie für ein Auto oder eine Immobilie zurücklegen möchten, da die Rendite von Jahr zu Jahr stark schwanken kann. Damit der Cost-Average-Effekt mögliche verlustreiche Jahre effektiv ausgleicht, sollten die ETFs am besten mehr als 15 Jahre im Depot verweilen.

Replikationsmethoden

Es gibt drei Replikationsmethoden, um einen ETF zusammenzustellen. Die klassische Variante ist die volle physische Nachbildung des Index im Fonds. Hierbei sind die Wertpapiere des Index tatsächlich im ETF enthalten. Solche ETFs entwickeln sich genau wie der zugrundeliegende Index und sind dadurch komplett transparent. Allerdings ist die vollständige Replikation bei sehr großen Indizes kostenintensiv und teuer. Zudem gibt es Indizes, bei denen ETF-AnbieterInnen nicht an alle Titel kommen, zum Beispiel bei Nischenmärkten. Um solche Indizes dennoch nachzubilden, können zwei Methoden zum Einsatz kommen: die Sampling-Methode beziehungsweise die Teilreplikation oder die synthetische Replikation.

Bei der Sampling-Methode wählen ETF-AnbieterInnen nur einen Teil der Titel aus dem zugrundeliegenden Index aus. Die Auswahl der physischen Titel erfolgt mithilfe von computergestützten Optimierungsverfahren.

Bei der synthetischen Replikation handelt es sich um ein Tauschgeschäft, auch Swap genannt. ETF-AnbieterInnen wählen einen Swap-Partner und tauschen einen Korb mit Wertpapieren gegen die Wertentwicklung des Indizes aus, den die ETF abbilden soll. Die tatsächlichen Wertpapiere im ETF-Portfolio, in die AnlegerInnen investieren, entsprechen also nicht den Aktien im Index. Durch den Tausch der Renditen beider Portfolios lassen sich die Abweichungen ausgleichen.

Synthetische ETFs stehen oft in der Kritik, weil sie auf eine dritte Partei zum Tausch angewiesen sind und dieses Geschäft im Vergleich zu physisch replizierenden ETFs schwer durchschaubar ist. Warum das Risiko, in synthetische ETFs zu investieren, nicht höher ist als das Anlegen in physisch replizierte ETFs, erklärt Saidi aus der Finanztip-Redaktion in einem kurzem Video:

In ETFs investieren

Um in ETFs zu investieren, ist ein Wertpapierdepot bei einer Bank oder einem Online-Broker erforderlich, der diese für Sie verwahrt. Das Depot ist mit einem Verrechnungskonto verknüpft, um Käufe und Verkäufe zu tätigen.

Sobald Sie ein Depot eröffnet haben, können Sie ETFs zum Beispiel an der elektronischen Handelsplattform der Deutschen Börse AG, XETRA oder an elektronischen Plattformen wie Tradegate direkt kaufen. Auch ausländische Börsen wie der London Stock Exchange oder Euronext stehen zur Auswahl.

Alternativ können Sie einen Sparplan direkt im Depot einrichten. Viele Online-Broker erheben nicht nur keine Gebühren, sondern haben auch regelmäßige Aktionsangebote, bei denen sie bestimmte ETFs und Sparpläne zu günstigen Konditionen anbieten.

AnlegerInnen haben die Wahl zwischen ausschüttenden und thesaurierenden ETFs. Sie unterscheiden sich darin, was mit den Dividenden, also den Gewinnanteilen, passiert, die Unternehmen regelmäßig an AktieninhaberInnen ausschütten. Bei ausschüttenden ETFs sammeln die Fonds die Dividenden und zahlen diese direkt auf das Verrechnungskonto, das Sie im Wertpapierdepot hinterlegt haben. Ausschüttende ETFs sind also ideal für alle, die regelmäßig Geld dazuverdienen möchten.

Thesaurierende ETFs sind praktisch für den Vermögensaufbau: Anstatt die Dividenden auszuzahlen, investiert der ETF diese in neue Wertpapiere. Sie müssen sich nicht selbst um die Wiederanlage des Geldes kümmern und profitieren von einen größeren Zinseszinzeffekt. In der Beschreibung der ETFs gibt es in der Regel einen Hinweis, um welche Art es sich handelt.


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