Kreative Stellenanzeigen

Kreative Stellenanzeigen

Die Digitalisierung schreitet voran und verändert den Arbeitsmarkt grundlegend. High Professionals und junge, hochspezialisiert ausgebildete Kandidaten sind auf dem Arbeitsmarkt gefragt und damit auch umkämpft. Abhängig von der jeweiligen Branche und vom Standort des Unternehmens sind Personaler gezwungen, geeignete Strategien zu entwickeln, um die gewünschte Zielgruppe auf ihre Stellenaanzeigen aufmerksam zu machen und die Kandidaten von einer Tätigkeit in ihrem Unternehmen zu überzeugen. Die naheliegendste und dennoch relativ selten gut umgesetzte Strategie ist es, die Stellenausschreibung kreativ zu gestalten, sodass sie einen Blickfang darstellt.

Kreativität geht viral

Eine Stellenanzeige hat eine überschaubare Anzahl an Kernaufgaben:

  • Sie soll auffallen und damit Aufmerksamkeit erregen.
  • Sie soll bestmöglich die Zielgruppe erreichen und ansprechen.
  • Sie soll das Unternehmen im besten Licht als attraktiven Arbeitgeber erscheinen lassen.
  • Sie soll Bewerbungen von Kandidaten zum Unternehmen leiten, die fachlich perfekt auf die Position passen, motiviert sind und wenig Einarbeitungszeit benötigen.

Doch allein das Auffallen und Erreichen der gewünschten Zielgruppe ist bei einer inzwischen unüberschaubaren Fülle an Zeitungen, Fachzeitschriften, allgemeinen und spezialisierten, regionalen, überregionalen und weltweiten Online-Jobportalen und Social-Media-Kanälen nahezu unmöglich. Media-Agenturen bieten Pakete für Multiposting von Stellenanzeigen auf mehreren Portalen und teilweise auch in Printmedien an. Diese Funktionen sind auch in modernen HR-Software-Produkten implementiert, doch ist dies keinesfalls eine Garantie dafür, einen Markt qualifizierter Kandidaten erreichen und den potentiellen Bewerbern das Jobangebot schmackhaft machen zu können.

Gerade über soziale Medien gehen besonders kreative Stellenanzeigen, egal ob ursprünglich in Zeitungen, auf Jobportalen oder auch als einfacher Aushang veröffentlicht, nicht selten viral und gelangen somit zwangsläufig an die richtige Zielgruppe. Doch welche Möglichkeiten bestehen, die festgelegten Schemata aufzubrechen und die Stellenanzeige zum wahren Unikat werden zu lassen und damit die richtigen Bewerber zu erreichen?

Das Mindestmaß an Modernität

Gerade wer mit der Stellenausschreibung einen jungen, IT-affinen Kandidatenkreis ansprechen möchte, kommt mit einer Standardausschreibung mit generischem Stock-Photo-Header nicht weit. Oft fehlt es sowohl an Authentizität als auch an einem echten Blickfang. Geboten werden sollten zumindest folgende Elemente:

  • Videos
  • Authentisches Bildmaterial aus dem Unternehmensalltag
  • Informative und optisch ansprechende Grafiken
  • Weiterführende QR-Codes

Ein Unternehmen, das sich auf die Fahne schreibt, innovativ zu sein, und das auch in seinen Stellenanzeigen vollmundig proklamiert, muss auch mindestens einen erkennbaren Beleg in der Anzeige liefern. Worthülsen locken keinen Kandidaten mehr hinter dem Ofen hervor

Ein Video in der Anzeige kann hier leicht Abhilfe schaffen. Viele Unternehmen besitzen bereits Image-Videos, die die Firma und ihre Produkte ansprechend präsentieren. Dies gehört auch in eine Stellenanzeige.

Wer sich mit hervorragender Arbeitsatmosphäre und moderner Büroausstattung rühmt, kommt mit einem Foto einer fröhlich dreinblickenden Person nicht weit. Authentischer und greifbarer ist ein tatsächliches Foto des zukünftigen Arbeitsplatzes und des Teams, optimalerweise ergänzt mit echten Aussagen und Statements realer Mitarbeiter des Fachbereichs als Referenz. Es lohnt sich hier durchaus, einen professionellen Fotografen zu konsultieren, da dieser es versteht, die realen Arbeitsbedingungen und die Arbeitsatmosphäre im bestmöglichen Licht darzustellen.

Interaktivität

Hoch im Kurs bei kreativen Stellenanzeigen stehen interaktive Elemente. Stellenanzeigen lassen sich mit ein wenig Phantasie problemlos als eine zur Firma passenden Grafik mit anklickbaren Elementen gestalten. Dies ermöglicht dem Interessenten, sich interaktiv durch die Stellenausschreibung zu navigieren und Anforderungen und Mehrwerte spielerisch auf eigene Faust zu erkunden. Gut einbinden lassen sich beispielsweise Quiz oder Tests.

Die Vorteile einer solchen Anzeige liegen auf der Hand:

  • Die Anzeige ist ein echter Hingucker.
  • Die Navigation fördert eine erste Identifikation des Kandidaten mit den Inhalten des Unternehmens.
  • Das Unternehmen selbst und die Karriere im Unternehmen werden im wahrsten Sinne des Wortes erfahrbar gemacht.
  • Die interaktive Anzeige verpackt mehr Informationen in ansprechenderer Weise als dies mit einer Standardausschreibung mit schlichter Auflistung möglich wäre.

Inzwischen ist es ein Leichtes, Stellenanzeigen nahezu wie eine eigene Homepage auszugestalten und Reiter als Gliederungselemente zu implementieren, die für eine hohe Übersichtlichkeit sorgen. Interaktive Elemente transformieren eine Stellenanzeige zu einem echten Employer-Branding-Instrument.

Ehrlichkeit ist Trumpf!

Sie suchen die sprichwörtliche eierlegende Wollmilchsau und die Anforderungsliste in der Stellenanzeige ist ellenlang, zu bieten hat ihr Unternehmen allerdings nicht viel? In diesem Fall scheint die Suche nach einem geeigneten Kandidaten schon im Vorhinein völlig aussichtslos. Warum dann nicht entwaffnend ehrlich sein?

Wer sich auf eine ehrlich formulierte Anzeige bewirbt, hat in der Regel tatsächlich Interesse am Job oder dem Unternehmen. Ein Unternehmen, das einen Tausendsassa oder ein Mädchen für alles sucht, darf genau diese Begrifflichkeiten im Anforderungsprofil erwähnen.

Noch ärgerlicher, als keine Bewerbung zu bekommen und die Stelle vorerst unbesetzt zu lassen, ist es nämlich, wenn man einen neuen Mitarbeiter einstellt, der sich aufgrund beschönigender oder falscher Angaben in der Stellenanzeige mit falschen Erwartungen beworben hat und schon nach wenigen Tagen oder Wochen wieder abspringt.

Dies kostet den Personaler Zeit und Geld. Mit einer möglichst ehrlich formulierten Stellenausschreibung umgeht man als Personaler auch das Problem, zahlreiche Vorstellungsgespräche zu führen und dort den Bewerbern peinlich berührt die realen Bedingungen offenbaren zu müssen.

Kreative Benennungen

Zu vermeiden sind derartig ausgefallene Bezeichnungen jedoch direkt als Stellentitel – zumindest wenn die Anzeige online veröffentlicht werden soll. Zwar wirken sie lustig, kreativ, alternativ und modern, doch beeinflussen sie die Auffindbarkeit der Stellenanzeige entschieden negativ. Kein Ingenieur sucht auf einem Jobportal nach kruden Titeln wie Held, Rockstar, Ninja, Evangelist, Robot, Captain, Wizard oder Guru, und dementsprechend findet auch kaum ein Kandidat diese Anzeigen.

Eine kreative Ansprache in der Stellenanzeige sollte einen direkten Bezug zur späteren Position aufweisen. So werben zum Beispiel Metzgereien um Azubis mit den Slogans: „Du möchtest mit coolen Säuen abhängen?“ oder „Du wolltest schon immer was mit Tieren machen?“.

Der korrekte Stellentitel der Stellenanzeige steht hernach aber dennoch im Vordergrund. Zur Stellenbeschreibungen sollten Formulierungen Anwendung finden, die zur Zielgruppe der Kandidaten passen.

Soll die Stellenanzeige allein in den regionalen Printmedien erscheinen, empfiehlt sich durchaus die Herstellung eines regionalen Bezugs. Als Beispiel: Virale Verbreitung in den sozialen Medien erfuhr die Stellenausschreibung eines schwäbischen Bauunternehmens, das in Mundart um „Baggor-Fahror“ und „Laschdwaga-Fahror“ warb und sich in der Folge vor Zuschriften kaum retten konnte.

Garantiert nichtssagend: Floskeln und Worthülsen

Definitiv zu vermeiden sind generischen Floskeln, die jede Firma in ihren Stellenanzeigen unter die Rubrik „Wir bieten“ packt, damit dort eben überhaupt etwas steht, à la „angenehmes Betriebsklima“ oder „leistungsgerechte Bezahlung“.

Derartige Behauptungen sind subjektiv, unbelegbar, unkreativ, von jedem proklamierbar und in keiner Weise ansprechend.

Wer nicht die perfekten Arbeitsbedingungen bietet und sich dessen wohl bewusst ist, ist mit entwaffnender Ehrlichkeit deutlich besser beraten.

Hier einige Beispiele:

  • „Entlohnung unterdurchschnittlich, Vorgesetzte fordernd, Zusammenhalt der Kollegen einmalig!“
  • „Sind Sie ein Workaholic und scheuen keine Überstunde, finden Sie bei uns die optimale Zuflucht vor zu Hause.“
  • „Sie mögen den Trouble, sind höchst kommunikativ und verabscheuen die Einsamkeit? Sie werden die Vorzüge lieben, ein 20-m²-Büro mit 5 Kollegen zu teilen!“

Fazit: Wie wird eine Stellenanzeige viral?

Längst ist die Erstellung einer Stellenanzeige nicht mehr das reine Monopol der Personalabteilung. Unverzichtbar ist es, das entsprechende Team zu konsultieren, in dem die Vakanz besteht. Die Mitarbeiter einer Abteilung kennen nicht nur am ehesten die Aufgaben und den Verantwortungsbereich des zukünftigen Mitarbeiters, sondern sind auch eine gute Quelle für Informationen darüber, was die Mitarbeit in dieser Abteilung wirklich ausmacht. Ein Personalverantwortlicher sollte Mitarbeiter vorab befragen, weshalb sie gerne für das Unternehmen tätig sind, woher sie ihre Motivation im Arbeitsalltag schöpfen und wie sich ihr konkreter beruflicher Alltag gestaltet. Dies sind Informationen, die definitiv in einer Stellenanzeige Erwähnung finden müssen.

Da es sich bei einer Stellenausschreibung immer auch um eine Außenpräsentation, eine Visitenkarte des Unternehmens handelt, empfiehlt sich zusätzlich der Einbezug des Employer-Branding-Experten beziehungsweise der PR-Abteilung eines Unternehmens. Diese weiß am besten, wie das Image des Unternehmens am besten transportiert werden sollte, und ist bewandert in der Kreativarbeit. IT- oder Social-Media-Experten hingegen kennen die Kanäle und Anforderungen, die es braucht, um für die Anzeige einen viralen Charakter zu erzeugen und sie optimal im Netz zu verbreiten.