Able2Extract ist ein Spezialtool für die Umwandlung von gescannten Tabellen in computerlesbare Daten. Als Zugabe erhält der Kunde die wichtigsten Funktionen eines ausgewachsenen PDF-Editors.
Die Spezialität von Able2Extract sind Tabellen in PDF-Dateien. Diese wandelt das Programm in Excel-Dateien um, aber auch in andere geläufige Formate.
Obwohl der Fokus auf der Extraktion von Tabelleninhalten aus PDF-Dateien liegt, bietet Able2Extract auch viele Funktionen eines PDF-Editors. Folgende Möglichkeiten stehen dem Anwender zusätzlich zur Verfügung
Diese Funktionen sind nützlich und dürften den Ansprüchen vieler Anwender an einen PDF-Editor gerecht werden. Wer allerdings nur einen solchen benötigt, ist mit einem Programm wie Nuance Power PDF oder Soda PDF Anywhere besser bedient. Diese Produkte weisen einen größeren Funktionsumfang auf und viele Aufgaben lassen sich mit ihnen komfortabler erledigen.
Eine sinnvolle Anschaffung ist das Programm allerdings, wenn damit hauptsächlich Tabellen aus PDF-Dateien extrahiert werden sollen. Das kann Able2Extract deutlich besser als generische PDF-Software; der Anwender hat mehr Einfluss auf die Umwandlungsparameter, so dass er mit etwas Geschick aus nahezu jeder Tabelle, die als PDF-Datei oder auch gedruckt vorliegt, verarbeitbare Daten ziehen kann.
Eine volle Lizenz des Programms kostet 149,95 US-Dollar, rund 130,00 Euro. 30-Tage-Lizenzen sind für 34,95 Dollar (30 Euro) zu haben. Relativ viel Geld für einen PDF-Editor. Selbst die Monatsgebühren für den deutlich funktionsreicheren Marktführer Adobe Acrobat DC fallen mit 29,75 Euro eine Spur niedriger aus. Das Geld für das Produkt des kanadischen Herstellers ist allerdings dann gut investiert, wenn die Konvertierung von Tabellen das hauptsächliche Anwendungsgebiet darstellt. Daten aus PDF-Tabellen auslesen kann Able2Extract nämlich so gut wie kein anderes Programm.
Die Daten aus einer Tabelle, die als PDF-Datei oder auch als Bilddatei vorliegt, in ein weiterbearbeitbares Format zu bringen, ist mit Able2Extract denkbar einfach. Im ersten Schritt öffnet der Anwender die Quelldatei. Dann markiert er den Bereich der Datei, den er in ein anders Format umwandeln will. Zu diesem Zweck stehen zwei verschiedene Werkzeuge zur Verfügung: „All“ wählt immer das gesamte Dokument aus, „Area“ lässt den Anwender ein Auswahlrechteck zeichnen.
Sobald ein Bereich ausgewählt ist, sind die Konvertierungs-Tools in der Werkzeugliste aktiv. Der Anwender muss nur noch das gewünschte Ausgabeformat wählen, einen Dateinamen vergeben und bestätigen.
Das Ergebnis ist erstaunlich exakt. Tabellenspalten und -zeilen erkennt die Software fast immer richtig. Falls nicht, gibt es den „Custom“-Modus, der es dem Anwender ermöglicht, die Zeilen und Spalten in der Quelle manuell einzuzeichnen. So lassen sich auch schwierige Tabellen korrekt übertragen.
Auch wenn Able2Extrakt eine große Arbeitserleichterung darstellt: Ganz ohne manuelle Nachbearbeitung geht es auch hier nicht. Immer wieder schleichen sich kleine Fehler in der automatischen Texterkennung ein. Aus einer „7“ wurde im Test beispielsweise ein „/“ und aus einem „G“ ein „€“. Während sich der Leser bei Fließtext meist noch zusammenreimen kann, was sich hinter den deplatzierten Zeichen verbirgt, kann ein kleiner Zahlendreher in einer Tabelle zu großen Bedeutungsverschiebungen führen. Aufmerksame Kontrolle der Daten durch den Anwender ist also nötig.
Problematisch sind Inhalte in verbundenen Zellen, die sich über mehrere Zeilen oder Spalten ziehen. Diese werden von Able2Extract nämlich nicht korrekt erkannt, so dass die Inhalte in der Ausgabe auf mehrere Zellen verteilt sind. Auch vor Trennungen mitten im Wort, falls an dieser Stelle die Spaltengrenze verläuft, macht das Programm nicht Halt.
Das Layout wird nicht exakt übernommen. Im Test nahm das Programm zwar Rücksicht auf unterschiedliche Schriftgrößen, wandelte alle Schriftarten jedoch in Times New Roman um. Sehr wohl beachtet es jedoch die Höhe beziehungsweise Breite von Spalten und Zeilen.
Sehr nützlich ist die Batch- beziehungsweise Stapelkonvertierung. Sie ermöglicht es, einfach eine Reihe von Dateien auszuwählen und sie alle gleichzeitig in das gewünschte Zielformat zu konvertieren. Auf die manuelle Markierung der Zeilen und Spalten muss der Anwender dann aber notwendigerweise verzichten. Auch die selektive Konvertierung einzelner Dokumentteile ist damit nicht möglich – die Stapelkonvertierung behandelt alle Dokumente so, als hätte der Anwender mit dem „All“-Werkzeug das gesamte Dokument markiert.
Grundsätzlich beherrscht Able2Extrakt alle Bearbeitungsmöglichkeiten auf Seiten- und Dokumentebene, die Anwender von einem modernen PDF-Editor erwarten können. Die Benutzerfreundlichkeit dieser Werkzeuge ist allerdings nur mäßig. Zwar existiert eine Seitenleiste mit Vorschaubildern für die einzelnen Seiten des Dokuments, diese dient allerdings rein dem Blättern in der PDF-Datei und der Orientierung des Anwenders.
Funktionen wie das Verschieben oder Löschen von Seiten sind über diese Thumbnails nicht erreichbar. Um sie aufzurufen, muss der Anwender zuerst in der Werkzeugleiste auf „Edit“ gehen. Nun erscheint eine zweite Seitenleiste am rechten Rand des Programmfensters. Die Bearbeitungsmöglichkeiten dort sind in zwei Blocks gefasst. Der obere Block sammelt Funktionen auf Inhaltsebenen wie Markieren oder Hinzufügen von Text, der untere Block beinhaltet folgende Funktionen zur Seitenbearbeitung:
Erst mit einem Klick auf eine dieser Schaltflächen ändert sich ein weiterer Dialog, um die eigentliche Funktion auszuführen. Das funktioniert durch die Eingabe von Werten wie Seiten- oder Prozentzahlen, nicht per Drag-and-drop. So ein Bedienelement ist bestimmt einfacher zu programmieren, aus Nutzersicht ist dieses Verfahren allerdings höchst umständlich.
Der PDF-Converter ist mit den Betriebssystemen Windows, macOS und sogar mit Linux kompatibel. Damit ist das Programm eines von wenigen, welches plattformübergreifend funktioniert. Die Anwendung läuft auch auf älteren Versionen wie Windows Vista oder macOS 10.8 und 10.9.
Die Auswahl an Export-Formaten ist groß und lässt nichts Wesentliches vermissen:
Über einen installierten Druckertreiber ist auch das Erzeugen von PDF-Dateien mit so gut wie jeder druckfähigen Anwendung möglich; da allerdings aktuelle Windows-Versionen mit Microsoft Print to PDF dieselbe Funktionalität bieten, kann das als Legacy-Feature betrachtet werden.
Das einzige, was im Bereich der Kompatibilität wirklich fehlt, sind Web-2.0-Funktionen. Eine Anbindung an Cloud-Dienste wie Dropbox oder Google Drive sucht der Anwender vergeblich. Auch Social-Media-Services unterstützt Able2Extract nicht. Die Schaltflächen mit dem Logo von Facebook beziehungsweise Twitter am linken unteren Fensterrand beherbergen keine Funktionen zum Teilen von Inhalten, sondern verweisen nur auf die Social-Media-Präsenzen des Herstellers.
Able2Extract kommt aus Toronto, Kanada, und wurde nicht auf Deutsch übersetzt. Auch die Website ist in Englisch gehalten, wobei Übersetzungen auf Französisch und Spanisch existieren. Kunden können den Support per E-Mail kontaktieren.
Auch ein Telefonsupport ist verfügbar, allerdings nur über eine kanadische Festnetznummer. Erreichbar ist er zwischen 9:00 Uhr EST (Eastern Standard Time; die Zeitzone, in der Toronto liegt) und 18:00 Uhr EST. Wer aus Deutschland bei Able2Extract in Kanada anrufen möchte, hat also zwischen 15:00 Uhr und 24:00 Uhr die Möglichkeit dazu.
Die Software ist nicht kompliziert und erschließt sich einem Anwender mit ausreichend Computererfahrung großenteils von selbst. Alle verbleibenden Unklarheiten beseitigt das Online-Handbuch, das jedes Detail des Programms ausführlich und mit vielen Bildern erklärt – selbstverständlich allerdings auch nur auf Englisch.
Able2Extract ist Spezialist für Tabellen und zeichnet sich durch eine breite Auswahl an Export-Formaten aus. Auch die Batch-Konvertierung ist ausgesprochen nützlich. Dazu erhalten Kunden alle wichtigen Funktionen eines vollwertigen PDF-Editors. In diesem Bereich ist das Programm allerdings weder so vollständig noch so benutzerfreundlich wie die Konkurrenz.
Auf seinem Spezialgebiet, der Konvertierung von gescannten Tabellen in verarbeitbare Daten, ist Able2Extrakt jedoch einsame Spitze. Wer es dafür benötigt und kein Problem damit hat, dass das Programm nicht auf Deutsch verfügbar ist, bekommt mit der Software äußerst nützliche Hilfe bei der monotonen, zeitaufwändigen Arbeit des Übertragens von gedruckten Tabellen in eine computerlesbare Form.