Firefox logo Zum Anbieter
Bewertung
9,2
Pro
  • Sehr gelungene Benutzeroberfläche
  • Integrierter Tracking-Schutz
  • Für viele Plattformen verfügbar
  • Ausgezeichnete Synchronisation
  • Der Hersteller verfolgt keine kommerziellen Interessen
Kontra
  • Ein wenig langsamer als Chrome
FAZIT

Mit dem Quantum-Update im November 2017 ist Firefox der Sprung zurück an die Spitze gelungen. Wer dem Browser immer schon eine Chance geben wollte, aber bisher davon absah, weil Chrome das technisch ausgereiftere Programm ist, kann jetzt guten Gewissens wechseln.

Wir vergleichen, damit Sie Ihren Kauf nicht bereuen! Wie wir vergleichen
Zum Anbieter
Bewertungskriterien
Browser
Funktionen
Usability und Design
Erweiterbarkeit
Synchronisation
Sicherheit und Datenschutz
Systemvoraussetzungen
Performance

Firefox Test

Browser9,20

Wer die Anfangszeiten des Web in den 1990ern miterlebt hat, erinnert sich noch an den Browserkrieg zwischen Netscape Navigator und Microsoft Internet Explorer. Microsoft gelang es, mit seinem auf Windows vorinstallierten Internet Explorer Marktanteile von Netscape Navigator zu erobern, bis dieser ursprünglich am weitesten verbreitete Browser in der Bedeutungslosigkeit verschwand. Daraufhin gab Netscape den Code seines Browsers frei und gründete die Mozilla Foundation, eine Non-Profit-Organisation zur Betreuung des Open-Source-Projekts. Nach einer konzeptionellen Neuorientierung wurde Netscape Navigator so zu Mozilla Firefox und erfreute sich stetig zunehmender Beliebtheit – bis schließlich mit Google Chrome ein benutzerfreundlicher, schlanker und einfach erweiterbarer Browser die Bühne betrat, der bald mehr Nutzer hatte.

Viele Anwender, die aus Bequemlichkeit Chrome verwenden, hegen Sympathie für Firefox. Egal, wie gut der Chrome-Browser funktioniert, er ist doch, genauso wie der Internet Explorer, das Produkt eines Großkonzerns, der damit seinen Einfluss auf das Internet maximieren will. Firefox ist hingegen ein nichtkommerzielles Open-Source-Projekt. Aber selbst eingeschworene Firefox-Fans konnten nicht übersehen, dass Chrome ihrem Lieblingsbrowser in den vergangenen Jahren zeitweise um Längen voraus war.

Während Firefox unter bremsenden Memory-Leaks und häufigen Abstürzen litt, konnte Chrome mit Geschwindigkeit und Stabilität punkten. Google war lange Zeit Innovationsführer bei der Browser-Entwicklung; Chrome war beispielsweise der erste große Browser, der die Installation von Erweiterungen und Themes ohne Neustart möglich machte. Die anderen zogen nach. Auch bei der Gestaltung des Interfaces war Chrome federführend.

Ein starkes Revival mit Quantum

Mit dem großen Quantum-Update (Versionsnummer 57) im November 2017 bewies Firefox einmal mehr seine Fähigkeit, sich neu zu erfinden. Durch die bessere Nutzung von Multi-Core-Prozessoren wurde die Geschwindigkeit des Browsers deutlich erhöht; gleichzeitig geht Firefox Quantum relativ sparsam mit dem Arbeitsspeicher um. Auch die Benutzeroberfläche wurde sorgsam aktualisiert, ohne dadurch das vertraute Look-and-Feel des Browsers völlig zu verändern. Die Tabs sind jetzt rechteckig; gemeinsam mit den minimalistischen, monochromen Icons verhelfen sie dem Browser zu einem deutlich kantigeren Erscheinungsbild.

Funktionen8,00

Firefox hat sich – auch in Abgrenzung zu seinem Vorläufer Netscape Navigator – immer auf die Grundfunktion eines Browsers konzentriert, auf das Darstellen von Websites. Zusätzliche Funktionen konnten Anwender mit Erweiterungen nachrüsten. Mit dem Quantum-Update entfernen sich die Entwickler ein Stück weit von diesem Paradigma.

Volle Funktionalität auch ohne Erweiterungen

Pocket, ein beliebtes Service, mit dem der Nutzer Webseiten für späteres Lesen in einer Liste ablegt, ist jetzt fest in den Browser integriert. Es ist Bestandteil der „Bibliothek“, die auch die Lesezeichen und den Browserverlauf beinhaltet. Anwender müssen es nicht mehr über ein Add-on nachrüsten.

Website-Screenshots beherrscht Firefox nun von Haus aus. Die Screenshot-Funktion überzeugt mit ihrer smarten Auswahl von zusammenhängenden Teilen einer Website mehr als ihre Pendants bei anderen Browsern. Auf Wunsch speichert der Browser die Screenshots beim neuen Onlinedienst Firefox Screenshots, wo sie zwei Wochen lang online bleiben und anschließend automatisch gelöscht werden. Für die Nutzung dieses Service ist keine Registrierung und kein Passwort erforderlich, was den Einstieg sehr niederschwellig macht.

Auch eine Leseansicht, die Artikel ähnlich wie ein E-Book darstellt, ist Kernbestandteil des erneuerten Browsers. Anwender können die Leseansicht auf einfach Art selbst anpassen, indem sie die Schriftgröße, die Schriftart, die Spaltenbreite, den Zeilenabstand und die Hintergrundfarbe einstellen. Auch eine Sprachausgabe ist Bestandteil der Leseansicht, die so zur Vorleseansicht wird.

Usability und Design9,80

Es ist nicht bekannt, dass Dieter Rams, der legendäre Industriedesigner, der den Elektrogeräten von Braun ihren stilprägenden Look gab und sie damit zum Vorbild für die Computer und Gadgets von Apple machte, sich zum neuen Firefox geäußert hätte. Aber die Designauffrischung könnte ihm gefallen. Genauso wie das Design von Rams wird die Benutzeroberfläche nun von klaren Linien und Funktionalität dominiert.

Hinter den Kulissen hat Mozilla im Rahmen des sogenannten Project Photon viel Forschung betrieben, um herauszufinden, was Menschen von einem Browser erwarten. Ein Erfolg, denn Firefox fühlt sich jetzt genau richtig an. Die Funktionen sind so gut wie immer dort, wo der Anwender sie erwartet. Zum Beispiel die Schaltfläche zum Deaktivieren von Website-Benachrichtigungen, die der Browser-Nutzer wirklich nur dann zu Gesicht bekommt, wenn eine Website Benachrichtigungen verwendet. Die Bedienung des Browsers gestaltet sich angenehm und frei von Frustrationen.

Den Browser ganz nach Bedarf und Geschmack gestalten

Nutzer können Firefox sehr weitgehend anpassen. Icons in der Navigationsleiste arrangieren sie nach Belieben. Ein von der URL-Leiste getrenntes Suchfeld, eine Titelleiste und ein klassisches Menü zeigt der Browser standardmäßig nicht an, der Anwender kann diese Elemente aber aktivieren. Sogar die Dichte der Benutzeroberfläche, also wie eng die einzelnen Elemente beisammenstehen, lässt sich in drei Stufen einstellen. Damit geht Firefox zwar nicht so weit wie Vivaldi, dessen Interface der Nutzer stufenlos skalieren kann, bietet aber immerhin eine sinnvolle Möglichkeit zur Anpassung des Browsers an verschiedene Bildschirmgrößen.

Auf der Website des Mozilla-Projekts steht Nutzern eine unüberschaubar große Anzahl von Themes zur Verfügung. Beinahe eine halbe Million sind es derzeit. Die meisten davon sind leider mehr kitschig als funktional, Fototapeten für den Browser sozusagen. Sie ändern auch nicht die Icons, sondern nur den Hintergrund der Symbolleiste und der Tab-Titel. Dank einer Suchfunktion und Sortiermöglichkeiten (Bewertung, Anwenderzahl, Aktualisierungsdatum, Beliebtheit, Relevanz) findet jeder Anwender schnell und bequem Themes, die ihm gefallen.

Erweiterbarkeit10,00

Mit der Version 57 hat Firefox auch seine Erweiterungs-Schnittstelle aktualisiert. Jetzt verwendet Mozilla die sogenannte WebExtension API, eine standardisierte Schnittstelle für Browser-Erweiterungen (Extensions). Das erhöht die Sicherheit, da diese jetzt nicht mehr den internen Code von Firefox verändern können.

Ein weiterer Vorteil ist, dass durch die standardisierte API die Kompatibilität von Erweiterungen mit zukünftigen Firefox-Versionen gewährleistet bleibt. In der Vergangenheit mussten Entwickler manchmal ihre Erweiterungen im Abstand von wenigen Wochen updaten, damit diese mit neuen Versionen von Firefox funktionieren. Der Nachteil der Schnittstelle ist, dass alte Erweiterungen an die WebExtension API angepasst werden müssen. Allerdings ist schon jetzt ein großer Teil der Erweiterungen mit Firefox Quantum kompatibel.

Extensions vergrößern den Funktionsumfang enorm. Mehr als 8.000 verschiedene sind momentan auf addons.mozilla.org gelistet. Mit Chrome Store Foxified ist es sogar möglich, Extensions, die für Chrome und Opera entwickelt wurden, in Firefox zu installieren. Ob Werbeblocker oder Passwort-Manager, Video-Downloader oder Rechtschreibprüfung: Firefox erfüllt so gut wie jeden Erweiterungswunsch. Meistens hat der Anwender sogar die Wahl zwischen mehreren unterschiedlichen Plug-ins für denselben Einsatzzweck. Unser Ratgeber zu Firefox-Extensions verschafft einen kleinen Überblick über die interessantesten.

Synchronisation10,00

Für die Synchronisation ist die Einrichtung eines kostenlosen Firefox-Kontos nötig. Dann synchronisiert Firefox folgende Elemente zwischen unterschiedlichen Geräten:

  • Offene Tabs
  • Lesezeichen
  • Zugangsdaten
  • Chronik
  • Add-ons
  • Einstellungen

Die synchronisierten Tabs erscheinen in den Lesezeichen im Ordner „Synchronisierte Tabs“. Es ist auch möglich, mit der Funktion „Tab an Gerät senden“ ein Tab direkt auf einem synchronisierten Gerät zu öffnen. Die Synchronisation funktioniert auch zwischen Versionen von Firefox für unterschiedliche Betriebssysteme. Wer also beispielsweise auf dem Android-Smartphone ein interessantes Video findet, dass er auf dem großen PC-Bildschirm ansehen möchte, kann mit Firefox den entsprechenden Tab direkt auf den Rechner „beamen“. Durch diese umfassende, komfortable Synchronisation passt Firefox perfekt zum Nutzungsverhalten moderner Anwender, die häufig zwischen verschiedenen digitalen Geräten wechseln und oft sogar – Stichwort „Second Screen“ – mehrere davon gleichzeitig verwenden.

Sicherheit und Datenschutz9,70

Schon länger hat Firefox einen Schutz vor Malware und Phishing integriert, der ab Installation aktiv ist. Gelangt der Anwender auf eine entsprechende Website, zeigt ihm der Browser nur eine Warnmeldung. Will er zu der potentiell schädlichen Seite surfen, muss er diese Warnung bewusst ignorieren.

Neu in Firefox Quantum ist der Tracking-Schutz, der die Verwendung von Erweiterungen wie Ghostery ersetzen kann. Defaultmäßig ist dieser nur beim Surfen im privaten Modus aktiv. Der Anwender kann ihn aber auch auf „immer“ setzen. Zwei Sicherheitsstufen stehen zur Wahl: Während der grundlegende Schutz manche Tracker zulässt, um das ordnungsgemäße Funktionieren von Websites zu gewährleisten, blockiert der strenge Schutz ohne Ausnahme sämtliche erkannten Tracker. Dass der Tracking-Schutz aktiv wurde, erkennt der User an einem kleinen Icon links in der Adressleiste. Über dieses Icon kann er den Tracking-Filter auch für einzelne Seiten deaktivieren.

Eine weitere Sicherheitsverbesserung des Quantum-Updates ist die Erweiterungs-Schnittstelle WebExtension API, die es Extensions schwieriger macht, schädlichen Code auszuführen. Und auch die deutliche Anzeige von gültigen SSL-Verschlüsselungen mit einem grünen Vorhängeschloss-Icon und die Möglichkeit, Websites den Zugriff auf Standortdaten, Mikrofon und Kamera zu verwehren, tragen zu Datenschutz und Sicherheit bei.

Systemvoraussetzungen10,00

Zu alt sollte das Betriebssystem nicht sein, wenn die aktuelle Version 58 von Firefox verwendet werden soll. Mindestens Windows 7 beziehungsweise macOS 10.9 ist Voraussetzung. Große Ansprüche an die Hardware gibt es jedoch nicht: Ein nicht zu alter, Intel-kompatibler Prozessor, der den SSE2-Befehlssatz unterstützt, 512 Megabyte Arbeitsspeicher und 200 Megabyte freier Festplattenplatz sind erforderlich.

Firefox ist für Windows sowohl als 32-Bit- als auch als 64-Bit-Variante erhältlich. Während die 32-Bit-Variante weniger Arbeitsspeicher braucht und die bessere Wahl für ältere Rechner ist, bringt die 64-Bit-Variante auf neuen Rechnern Geschwindigkeitsvorteile. Für den Browser-Test verwendeten wir, sofern verfügbar, immer die 64-Bit-Variante eines Browsers – auch bei Firefox. Die Standard-Installationsroutine benötigt eine Internetverbindung, auf www.mozilla.org/de/firefox/all sind jedoch Offline-Installer für alle System- und Sprachvarianten – der Browser wurde in beachtlich 90 Sprachen übersetzt – erhältlich.

Performance6,80

Im Test zeigt sich, dass die Leistung von Firefox zwar an Chrome heranreicht, diesem jedoch nicht überlegen ist. Am deutlichsten fällt der Unterschied bei Basemark Web 3.0 auf, wo Chrome einen Spitzenwert von 449,18 Punkten erreicht und Firefox mit 256,06 Punkte am schlechtesten abschneidet. Am Mac ist der Unterschied nicht ganz so deutlich, dort kommt Firefox auf 429,9 Punkte und Chrome auf 589,18.

Auch in beinahe allen anderen Benchmarks ist Firefox seinem größten Konkurrenten unterlegen, einzige Ausnahme bildet der JavaScript-Test JetStream 1.1, wo Firefox 159,87 Punkte erzielt und damit geringfügig besser abschneidet als Chrome, der 159,87 Punkte erreicht.

Sparsame Nutzung von RAM und Festplatte

Bei der Arbeitsspeichernutzung erweist sich Firefox als relativ genügsam. 197 Megabyte belegt er, ohne eine Website geöffnet zu haben, und auch mit 20 offenen Tabs steigt der Speicherbedarf nur auf 1.251 Megabyte. Das ist fast die Hälfte des Speicherverbrauchs von Microsoft Edge (2.440 Megabyte). Andere Browser belegte mit 20 geöffneten Tabs auch ungefähr so viel; am sparsamsten ist Vivaldi mit nur 966 Megabyte. Auf der Festplatte zählt Firefox mit 144 Megabyte Speicherbedarf zu den Leichtgewichten. Opera und der Firefox-basierte Cliqz belegen ähnlich viel Platz, Chrome und Vivaldi sind mit einem Speicherbedarf von um die 400 Megabyte deutlich größer.

Bei der Startgeschwindigkeit fallen Firefox und Cliqz deutlich hinter Chrome und andere Browser mit der Rendering-Engine Blink zurück. Während diese in etwa 0,2 bis 0,3 Sekunden starten, braucht Firefox mehr als 0,4 Sekunden. Startgeschwindigkeitsmessungen für Safari und Edge haben wir nicht durchgeführt. Bei Edge liegt das daran, dass der Browser nicht mit unserem Mess-Tool funktioniert, bei Safari besteht der Grund darin, dass die Vergleichbarkeit bei einem Test auf dem Mac nicht gegeben ist.

Flottes Feeling trotz messbarer Langsamkeit

Tendenziell übertrifft die Leistung von Firefox Quantum also nicht die von Chrome, wobei die Leitungsunterschiede je nach Benchmark sehr unterschiedlich ausfallen. Allfällige Geschwindigkeitsunterschiede sind aber nicht so groß, dass sie im Alltag auffallen. Dass ein Browser um Sekundenbruchteile schneller startet als ein anderer, ist für den Nutzer nicht spürbar. Die Leistung von Web-Apps ist immer von drei Faktoren abhängig: von der Verbindungsgeschwindigkeit, von der Leistung des Rechners und vom Browser. Mit dem Quantum-Update hat Mozilla dafür gesorgt, dass Firefox kein Flaschenhals ist.

Zusammenfassung9,20

Seit dem Quantum-Update kann Firefox dem Marktführer Chrome wieder die Stirn bieten. Die Entwickler haben jeden relevanten Bereich des Browsers verbessert. Subtile, aber sehr gelungene Optimierungen von dem Interface führen zu einer ausgesprochen angenehmen User-Experience. Die neue Schnittstelle für Erweiterungen sorgt für mehr Sicherheit und gewährleistet auch die langfristige Kompatibilität von Add-ons. Die Funktionalität wurde mit Screenshots, Pocket und einem Tracking-Schutz behutsam und sinnvoll erweitert. Damit enthält Firefox ab Werk Komfort- und Sicherheitsfunktionen, die ohnehin viele Anwender mit Extensions nachrüsten würden, wirkt aber dennoch nicht überladen.

Besonders gelungen ist die Synchronisation. Da so gut wie alle Nutzerdaten übertragen werden, ermöglicht sie ein nahezu nahtloses Wechseln zwischen unterschiedlichen Geräten, egal welches Betriebssystem sie verwenden. Damit passt Firefox optimal zu den Arbeits- und Lebensgewohnheiten moderner Computernutzer.