Den Instagram-Algorithmus verstehen

Den Instagram-Algorithmus verstehen

Warum sehen FollowerInnen meine Posts nicht? Warum bekomme ich weniger Likes auf meine Bilder? Diese Fragen stellten sich viele NutzerInnen, nachdem Instagram ein System entwickelt hatte, um Posts zu sortieren. Der sogenannte Instagram-Algorithmus entscheidet anhand von bestimmten Kriterien, welche Inhalte für wen sichtbar sind. Aber wie funktioniert der Algorithmus und was bedeutet es für NutzerInnen?

Die Abkehr von der chronologischen Einordnung

Bis August 2016 sortierte Instagram Inhalte noch chronologisch: Ein Post erschien genau zu dem Zeitpunkt im Feed, an dem er gepostet wurde. Daran waren NutzerInnen gewöhnt und dementsprechend agierten sie auch mit der App. Als die Social-Media-App dann plötzlich von dem Schema abgewichen ist und stattdessen anfing, die Inhalte mithilfe von künstlicher Intelligenz zu sortieren, herrschte große Verwirrung. Vor allem diejenigen, die ihren Account auf ein bestimmtes Thema ausgerichtet haben, etwa KünstlerInnen, die ihre Werke verbreiten möchten, wunderten sich, warum sie plötzlich weniger Likes bekamen als zuvor.

Bald verbreiteten sich Informationen und Theorien über einen sogenannten Algorithmus, der nach bestimmten Kriterien entscheidet, wer welche Posts sehen kann. Aber was ist der Algorithmus und wie funktioniert er tatsächlich?

Nicht nur der eine Algorithmus?

Tatsächlich gibt es nicht nur einen allumfassenden Algorithmus, der Instagram anhand bestimmter Kriterien und Gewichtungen als Ganzes bewertet, sondern drei: Es handelt sich um einen Algorithmus für den persönlichen Feed und für Stories, einen für Explore und einen für Reels. Sie alle prognostizieren, welche Inhalte NutzerInnen sehen möchten, und sortieren die Inhalte auf dieser Basis.

Instagram-Chef Adam Mosseri erläuterte die Hintergründe der Algorithmen in einem Blog-Post aus dem Jahr 2021. Seinen Aussagen zufolge sei die Anzahl der Posts bereits 2016 so hoch gewesen, dass die meisten UserInnen rund 70 Prozent der Inhalte nicht sehen konnten, als diese in chronologischer Reihenfolge im Feed erschienen. Daher entwickelte das Unternehmen Algorithmen, die die Beiträge anhand der persönlichen Wichtigkeit ordnen.

Zu diesem Zweck sammelt Instagram Informationen darüber, wie Sie die App nutzen, etwa mit welchen Posts Sie interagieren, was Sie selbst posten, mit wem Sie schreiben oder welche Inhalte Sie suchen. Alles, was UserInnen mit der App tun, hilft dem Algorithmen bei der Auswahl der Inhalte. Das bedeutet auch, dass jeder beziehungsweise jede einen Einfluss auf den Feed hat, wenn sie Faktoren kennen, die bei der Auswertung der Inhalte zum Einsatz kommen.

Zwar unterscheiden sich die spezifischen Faktoren im Detail, aber alle drei Algorithmen berücksichtigen im Kern

  • die Beziehungen zu den FollowerInnen,
  • das persönliche Interesse an Inhalten,
  • den Veröffentlichungszeitpunkt der Beiträge,
  • die Dauer und Häufigkeit der Nutzung sowie
  • die Anzahl der Accounts, denen NutzerInnen folgen.

Je nach Bereich werden die Kriterien zum Sortieren der Posts unterschiedlich gewichtet.

Der Algorithmus für Feeds und Stories

Der Feed und die Stories setzen sich aus Accounts und Hashtags zusammen, denen Sie folgen. Das sind in der Regel Freunde, Familien und Bekannte oder Personen, deren Inhalte dem eigenen Geschmack entsprechen. Instagram legt hier den Fokus auf die Interaktionen mit den Beiträgen sowie den UserInnen, die diese erstellen. Je mehr Sie mit einer Person beziehungsweise deren Beiträgen interagieren, desto häufiger erscheinen die Inhalte im persönliche Feed. Hoch gewertet werden Beiträgen von denjenigen, mit denen Sie im Messenger-Bereich direkt schreiben.

Mögliche direkte Interaktionen mit einem Post sind Liken, Kommentieren, Teilen, Speichern und Reposten. Instagram zufolge gibt es sogar zwölf verschiedene Interaktionsarten. Dazu zählt auch, wie lange sich jemand einen Post anschaut und ob sie das Profil aufrufen. Die Kommentarfunktion ist für das Ranking besonders wichtig. Mehrere, am besten längere Kommentare wirken sich positiv auf die Wertung aus. Ein-Wort-Kommentare oder nur ein Emoji können hingegen automatisiert wirken. Auch die Antwort ist relevant. Ein Gespräch in den Kommentaren wird zum Beispiel höher gewichtet als eine Nachricht.

Wichtig ist auch der Beitrag selbst: etwa wie viele Likes er bereits hat, allgemeine Informationen wie die Uploadzeit oder ob ein Standort angegeben ist sowie die Qualität des Posts. Vorteilhaft sind unterhaltsame Inhalte, Videos in vertikalem Format sowie der Einsatz von Musik und Filtern, die in der App verfügbar sind. Hinzu kommt die eigene Aktivität auf der Plattform. Sie deutet darauf hin, auf welche Beiträge UserInnen am ehesten reagieren. Wer zum Beispiel verstärkt mit Beiträgen zu einem bestimmten Thema wie Sport oder Filme interagiert hat, findet ähnliche Posts weiter oben im Feed.

Der Algorithmus für Explore

Im Gegensatz zum persönlichen Feed dient Explore dazu, Neues zu finden. Daher besteht der Bereich im Gegensatz zum Home-Feed aus Beiträgen von Accounts, denen Sie nicht folgen. Das verändert die Gewichtung der einzelnen Faktoren: Instagram kann nicht mehr die Interaktionen zweier UserInnen über eine längere Zeitperiode auswerten. Stattdessen betrachtet die Plattform die Posts, die Ihnen in der Vergangenheit gefallen haben, und sucht ähnliche Beiträge. Haben Sie zum Beispiel einen Post über einen bestimmten Film mit „Gefällt mir“ markiert, schaut sich der Algorithmus an, wer denselben Beitrag noch mochte und welche anderen Posts diesen Personen ebenfalls gefielen. Bevorzugt werden dabei Accounts, die viel mit NutzerInnen interagieren, da dies auf interessante Inhalte deutet, die anderen UserInnen gefallen könnten.

Diese Vorauswahl sortiert Instagram dann auf Basis der Wahrscheinlichkeit, dass Sie den Post markieren, speichern oder kommentieren. Die Informationen zu einem Beitrag sind im Explore-Bereich besonders wichtig, also Beliebtheit, Ort, Zeit und Qualität. Falls Sie bereits einen anderen Post derselben Person zufällig gelikt haben, fließt es ebenfalls in die Gewichtung mit ein. Explore entwickelt sich mit der eigenen Aktivität weiter, also wie und mit welchen Beiträge NutzerInnen interagieren.

Der Algorithmus für Reels

Bei Reels handelt es sich um kurze, Videos, die mit Musik unterlegt sind. Ihr Ranking funktioniert ähnlich wie bei Explore, da sie ebenfalls von Accounts stammen, denen UserInnen nicht folgen. Hinzu kommt der Unterhaltungswert von Reels.  Hinsichtlich der eigenen Aktivität bewertet der Algorithmus nicht nur, welche Reels ein „Gefällt-Mir“ oder einen Kommentar bekommen, sondern auch, wie lange NutzerInnen ein Reel schauen und ob sie die hinterlegte Audioseite öffnen.

Wichtige Informationen zum Reel sind unter anderem der eingesetzte Audio-Track, technische Faktoren wie Auflösung und Bildwiederholrate sowie die Beliebtheit. Eine niedrige Auflösung, Wasserzeichen und politische Inhalte wertet Instagram ab.

Tipps für eigene Posts

Wer das Ziel hat, die eigenen Inhalte möglichst weit zu verbreiten, optimiert die Posts am besten für den Algorithmus. Geben Sie, wenn möglich, den Ort an und posten Sie regelmäßig zu einer Zeit, an der viele Personen online sind – meist ist dies abends. Entstand das Bild zu Hause, ist es sinnvoll, nur die Stadt als Ort anzugeben.

Instagram legt viel Wert auf kreative und originelle Inhalte. Reposts, zum Beispiel von TikTok, sind daher nicht empfehlenswert. Sinnvoll hingegen ist es, Filter, Effekte und Musik zu nutzen, welche die Plattform selbst zur Verfügung stellt, anstatt Apps von Drittanbietern einzusetzen. Da der Algorithmus auch bewertet, wie lange sich NutzerInnen einen Post anschauen, können Slide-Shows beziehungsweise Bilderreihen effektiv sein: Wer alle Bilder einer Slide-Show betrachten möchte, verweilt länger auf dem Post.

Um Kommentare zu erhalten, können Sie Ihre FollowerInnen im Haupttext unter dem Bild direkt ansprechen und sie zum Beispiel um ihre Meinung bitten. Vergessen Sie nicht, auf lange Kommentare ebenfalls ausführlich zu antworten. Zudem können Sie andere NutzerInnen im Post markieren: Instagram sieht es gern, wenn sich Personen promoten. Handlungen, die Interaktionen mit UserInnen fördern, sind generell sinnvoll, um die eigene Sichtbarkeit zu steigern. Dazu gehören auch Umfragen in der Story, beispielweise, ob Sie lieber zu Restaurant A oder B gehen oder Outfit A oder B tragen sollten.

Ein weiterer Punkt sind die Hashtags in jedem Beitrag. Mittlerweile empfiehlt es sich nicht mehr, eine Vielzahl an Hashtags zu nutzen, um so viele NutzerInnen wie möglich zu erreichen. Anstelle von 30 allgemeinen Tags genügen weniger als 10 aussagekräftige, die dem Algorithmus genau die Informationen liefert, die er benötigt. Sinnvoll kann es auch sein, wenn Sie ein paar Hashtags verwenden, die Sie selbst bei der Suche eingeben oder folgen. Das hilft dem Algorithmus, den eigenen Account mit Interessen anderen NutzerInnen abzugleichen.


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