Das Zweijahres-Paket von ZenMate ist eines der günstigsten Angebote im Test. Der VPN-Betreiber überzeugt darüber hinaus durch Sicherheit und Geschwindigkeit.
ZenMate ist ein einfacher und benutzerfreundlicher VPN-Service aus Berlin. Wer mit der VPN-Branche vertraut ist, runzelt beim Firmensitz vielleicht die Stirn. Ein VPN aus Deutschland, ist das wirklich eine gute Idee? Sind VPN-Betreiber nicht normalerweise irgendwo in der Karibik beheimatet, um die Daten ihrer Kunden vor dem Zugriff der europäischen Behörden zu schützen? Die Skepsis ist nachvollziehbar, doch die Macher von ZenMate klären auf ihrer Website auf: Anders als Internet- oder Mobilfunk-Provider gelten VPN-Dienste nach deutschem Recht als sekundärer Informationsdienstleister und sind daher nicht dazu verpflichtet, die Verbindungs- und Standortdaten ihrer Kunden zu erfassen. Von diesem Recht macht ZenMate Gebrauch. Das Unternehmen gibt auf der Startseite seiner Website an, keinerlei Daten seiner NutzerInnen zu speichern.
So gut wie alle VPN-Betreiber behaupten allerdings, keine persönlichen Daten ihrer KundInnen zu erfassen. Was genau sich hinter diesen Werbeversprechen verbirgt, offenbart aber meistens erst ein Blick in das Kleingedruckte. Beim Test von VPNs lohnt sich daher immer auch eine kritische Prüfung der Datenschutzerklärung. ZenMate verweist AnwenderInnen, die mehr über den Umgang des Unternehmens mit persönlichen Daten wissen möchten, sogar ausdrücklich auf diese. Dort ist aber nur von der Website und den Social-Media-Angeboten der ZenGuard GmbH die Rede. Der VPN-Dienst wird nicht explizit erwähnt. Zudem sind die Datenschutzbestimmungen in einem wirren Mix aus Sprachen verfasst, englische und deutsche Absätze wechseln sich in loser Reihenfolge ab. Wir bleiben etwas ratlos zurück – wie hält es ZenGuard nun genau mit der Speicherung von Daten, die bei der Nutzung des VPNs anfallen?
Ein Problem bei ZenMate in der Version 4 war, dass es zu DNS-Leaks kam. Trotz VPN und aktiviertem DNS-Schutz nahm der Computer Verbindung zu fremden DNS-Servern auf. In Version 5 tritt dieses Problem nicht mehr auf. Auch bei mehreren Versuchen mit unterschiedlichen VPN-Servern griff der Rechner für DNS-Anfragen ausschließlich auf Server des Anbieters zurück.
Als VPN-Protokoll ist bei ZenMate standardmäßig OpenVPN/UDP eingestellt, das als sicher und sehr schnell gilt. Alternativ kann der Anwender statt UPD das Transportprotokoll TCP mit OpenVPN verwenden. Das ist dann ratsam, wenn es mit den Standardeinstellungen zu häufigen Verbindungsabbrüchen kommt. Als weiteres VPN-Protokoll steht IKEv2 zur Verfügung, das allerdings eher als Notfalloption zu betrachten ist, falls aus irgendeinem Grund keine Verbindung per OpenVPN zustande kommt.
Auch beim Verschlüsselungsalgorithmus setzt ZenMate auf höchste Sicherheit. Die Desktop- und Mobile-Clients verwenden AES-256, der als unknackbar gilt. Die Browser-Erweiterungen sind allerdings „nur“ durch AES-128 gesichert. Auch dieser Verschlüsselungsalgorithmus ist aber, obwohl theoretisch schwächer als AES-256, mit der heute und in absehbarer Zukunft verfügbaren Hardware nicht knackbar.
Aktuell hat ZenMate drei verschiedene Angebote: das kostenlose ZenMate Free, ZenMate Pro und ZenMate Ultimate. Dieser Test bezieht sich auf Ultimate. ZenMate Free und ZenMate Pro können ausschließlich als Browser-Erweiterung genutzt werden. Bei ZenMate Free ist die Geschwindigkeit mit maximal zwei Megabit pro Sekunde stark eingeschränkt, ZenMate Pro hat kein Geschwindigkeitslimit. Die langsame Gratisversion ist somit zwar ideal dafür, gelegentlich, beispielsweise in einem öffentlichen WLAN, die Verbindung zu sichern, aber nicht für den täglichen Gebrauch und ganz bestimmt nicht zum Streamen von Videos in hoher Auflösung. Dafür eignet sich jedoch ZenMate Pro gut. Wer das VPN auch aus Sicherheitsgründen verwendet, sollte zu ZenMate Ultimate greifen, das den Datenverkehr aller Anwendungen (und nicht nur den des Browsers) schützt.
ZenMate Ultimate kostet 10,99 Euro pro Monat. Wer bereit ist, gleich ein Jahr oder sogar drei Jahre im Voraus zu bezahlten, erhält deutliche Preisnachlässe. Schon das Einjahrespaket kostet nur 4,49 Euro monatlich und somit insgesamt 53,88 Euro. Warum aber nicht gleich zum Dreijahrespaket greifen? Dieses kostet 59,00 Euro (das entspricht 1,64 Euro pro Monat) und somit nur unwesentlich mehr. Mit diesem Preis erweist sich ZenMate als absolutes Schnäppchen; wesentlich günstigere Angebote gibt es bei VPNs nicht.
Im Test konnten wir mit ZenMate eine durchschnittliche Downloadgeschwindigkeit von 50,3 Megabit pro Sekunde erzielen. Als Spitzenwert maßen wir 53,83 Megabit pro Sekunde. Die höchste Uploadgeschwindigkeit war 60,34 Megabit pro Sekunde und der Durchschnitt beim Upload betrug 54,23 Megabit pro Sekunde. Im Gegensatz zu vielen Konkurrenten ist ZenMate seit unserem ersten VPN-Test im März 2019 also nicht wesentlich schneller geworden. Was damals gute Werte waren, kann heute leider nicht mehr überzeugen. Mittlerweile sind Geschwindigkeiten von 80 Megabit pro Sekunde und mehr keine Seltenheit; die schnellsten VPNs kommen im Download sogar auf rund 100 Megabit pro Sekunde.
Laut eigenen Angaben betreibt ZenMate rund 4.100 Server in mehr als 80 verschiedenen Ländern. Einzelne Server kann man im Client zwar nicht anwählen, sehr angenehm ist aber, dass dort angezeigt wird, wie stark die einzelnen Serverstandorte ausgelastet sind.
Gut funktionierte der Datenaustausch mit dem Peer-to-Peer-Netzwerk BitTorrent. Unser Torrent-Client begann umgehend, die gewünschte Image-Datei von Linux Mint herunterzuladen, und der Download erreichte sofort eine hohe Geschwindigkeit.
Anders als in der Vorversion können UserInnen in ZenMate 5 spezielle Server für das Streaming wählen. Diese sind offenbar auch notwendig. Bei der Verwendung der normalen Standorte funktionierte das Streaming im Test weder mit Netflix noch mit Amazon Prime Video oder dem BBC iPlayer. In allen drei Fällen konnten wir jedoch streamen, sobald wir einen für den jeweiligen Dienst optimierten Server auswählten. Im Falle des BBC iPlayers wurden wir aber auch damit nicht ganz glücklich. Das Streaming funktionierte zwar, aber es kam immer zu langen Ladezeiten von mehr als einer Minute.
ZenMate glänzt mit einer einfachen Bedienung. Unter Windows ist die Software schnell installiert. Läuft sie einmal, verbinden sich UserInnen mit einem einzigen Mausklick mit dem Netzwerk. Den Server wählt die Software dabei automatisch.
Alternativ können AnwenderInnen sich mit einem Server in einem bestimmten Land verbinden. In der Länderliste zeigt das Programm zwar die Auslastung in Prozent und die Anzahl der eingeloggten NutzerInnen an, behandelt aber alle Server eines Landes als Cluster. Einzelne Server und deren Auslastung zeigt das Programm hier nicht. Sobald AnwenderInnen sich jedoch mit einem Server verbunden haben, können Sie ihn in der Favoritenliste speichern, was ihnen ermöglicht, jederzeit wieder auf denselben Server zuzugreifen.
Die Listen der Streaming- und Torrent-Server sind anders gestaltet als die Länderliste: Sie zeigen zwar einzelne Server, aber nicht deren Auslastung. Warum es bei ZenMate keine Auslastungsanzeige für einzelne Server gibt, erwähnt die Firma auf ihrer Website nicht. Möglicherweise sind Sicherheitsbedenken der Grund dafür.
Die Android-App gleicht derjenigen für Windows bis ins Detail. Natürlich wurde die Benutzerführung so weit wie nötig an die Touch-Oberfläche angepasst, aber die beiden Apps sind sich so ähnlich, dass sich BenutzerInnen der einen in der anderen sofort zu Hause fühlen. Auch die Einstellungsmöglichkeiten sind weitgehend dieselben. Der nennenswerteste Unterschied ist, dass die Android-App andere VPN-Protokolle unterstützt. AnwenderInnen haben die Wahl zwischen OpenVPN und dem ebenso schnellen wie auch ressourcenschonenden Protokoll WireGuard, das der Desktop-Client nicht unterstützt. Dafür gibt es im Android-Client keine Unterstützung von IKEv2.
Erwähnenswert ist auch, dass als Favoriten gespeicherte VPN-Server nicht zwischen den Programmen synchronisiert werden. Das hat Vor- und Nachteile: Einerseits wäre eine Synchronisation komfortabel, andererseits ist es begrüßenswert, dass ZenMate diese Daten offenbar nur lokal auf dem Gerät der Anwenderin oder des Anwenders speichert, schließlich sollte ein VPN-Anbieter grundsätzlich so wenig Nutzungsdaten wie möglich speichern.
Auf Desktop-Rechnern ist alternativ zur Installation der ZenMate-App die Nutzung der Browser-Erweiterung möglich, die für Google Chrome, Mozilla Firefox und Microsoft Edge angeboten wird. Ihr Userinterface ist deutlich schlichter als das der Windows- und Android-App. Wie bei diesen ist die Auswahl verschiedener Server-Locations möglich, auch Streaming-Server können gewählt werden. Das VPN-Protokoll lässt sich allerdings nicht auswählen und welches Protokoll genutzt wird, bleibt völlig unklar.
Die Browser-Erweiterung beinhaltet auch Einstellungsoptionen, die in den eigenständigen Clients nicht verfügbar sind: einen Malware-Schutz, einen Tracking-Schutz und die Funktion „Smart Locations“. Letztere stellt die Verbindung zu Websites, die der User festlegt, automatisch über bestimmte VPN-Standorte her. Zudem kann eine Stealth-Verbindung hergestellt werden. In diesem Modus löscht ZenMate alle Daten im Cache, den Browserverlauf und die Cookies, sobald das VPN getrennt wird.
Die Support-Seite enthält eine umfangreiche Sammlung von einfachen, nachvollziehbaren Anleitungen zur Nutzung sowie Info-Artikel. Viele Screenshots erleichtern es, die beschriebenen Schritte nachzuvollziehen. Obwohl ZenMate ein Anbieter aus Berlin ist, ist die Support-Seite auf Englisch. Auch die Sprache, in der Kundendienst-MitarbeiterInnen Fragen beantworten, ist Englisch. Das kennen Hauptstadt-BewohnerInnen ja bereits aus einigen hippen Cafés. Allerdings ist es in Deutschland, Österreich und der Schweiz keine Selbstverständlichkeit, dass alle flüssig Englisch sprechen. Für viele potenzielle KundInnen, gerade in der Gruppe der Älteren, die nicht mit digitaler Technik aufgewachsen sind, ist es ein Nachteil, wenn sie keine Hilfe in ihrer Muttersprache erhalten können.
Support erhalten Kunden rund um die Uhr mittels eines Live-Chat-Widgets auf der Website. Über ein Kontaktformular ist auch Support per E-Mail möglich. Im Test bekamen wir relativ rasch eine Antwort vom Support: Schon am frühen Vormittag war die Antwort des Mitarbeiters auf unsere Anfrage vom Vortag im Posteingang. Leider war die Antwort nicht besonders befriedigend. Unsere Nachfrage bezüglich der Datenschutzerklärung wurde übergangen, auch zum VPN-Protokoll äußerte sich der Mitarbeiter nicht, und statt exakter Angaben über die genutzte Verschlüsselung schrieb er nur „industry grade TLS“. Bleibt zu hoffen, dass der Support bei konkreten Problemen mit dem Service nicht ebenfalls ausweichend antwortet.
ZenMate ist ein Schnäppchen: Mit den Preisen dieses Anbieters können die wenigsten anderen mithalten. KundInnen zahlen nur 1,64 Euro pro Monat, was deutlich weniger als bei CyberGhost oder NordVPN ist. Außerdem steht NutzerInnen ein zeitgemäßer Client zur Verfügung, der ausgesprochen einfach bedienbar ist und mit Funktionen wie einer Auslastungsanzeige und der Speicherung von Servern als Favoriten aufwartet. Das Einzige, womit ZenMate wirklich enttäuscht, ist der Support. Das ist jedoch kein großes Problem, da die Nutzung des VPNs weitgehenden selbsterklärend ist. Klar ist jedenfalls: Wer kein VPN nutzt, weil es ihm zu teuer und zu kompliziert ist, hat dank ZenMate keine Ausrede mehr.
Logo: © ZenMate | Abb. 1–5: © Netzsieger